Léon Braconnier

Einige Randbemerkungen über ein Randgebiet, eine gute Nachricht und ein Aufruf

Einige wenige, und dann auch noch kärgliche Alibiaktionen zu einem weitsichtigen und durchdachten Hilfsprogramm für das Nordösling hochzupäppeln, hat sich wohl mittlerweile im Repertoire vieler Politiker eingenistet.

Ja, im Grunde ist Politik eine so ernste Sache, daß es oft zumindest bedenklich erscheinen mag, sie allein den Politikern zu überlassen.

In einer Zeit, wo die Sorge um eine homogene und ausgewogene Landesstruktur und besonders der immer härter werdende Kampf um neue Arbeitsplätze ein von langfristiger Planung geprägtes Umfeld verlangen, wundert manchereinen, mit welcher Kaltblütigkeit man durch Improvisation und Opportunismus den Bewohnern des Nordkantons ihr Recht auf Hoffnung am Leben erhalten will.

Verschwundenes Staunen über die Einigkeit (fast) aller – bei etwas näherem Hinsehen reimt sich vieles – daß das Nordösling sich weiterhin zu Tode gesundschrumpfen soll. Während man für andere Gegenden, die, um dem Konzentrationssog der expandierenden Hauptstadt zu entgehen, auf die (noch) dicke Pauke hauen, flink und forsch mit Subventionen, Restrukturierung, Solidaritätsaktionen, Sonderwürsten und Deus-ex-machina-Lösungen zur Stelle ist, läßt der Krebsgang der Nordspitze kalt.

Da bekanntlich der Investor letztenendes entscheidet, die Regierung hat nach eigenen Aussagen keinen Einfluß, wie man weiß, möchten wir unsere Frage wiederholen, wie oft die Verantwortlichen in den letzten 20 Jahren einem Interessenten im Nordösling ein konkretes und vernünftiges Angebot unterbreitet haben. Unseren Informationen zufolge wird die Existenz einer Nordöslingalternative zahlreichen (allen?) Investoren unterschlagen, es sei denn, und das wäre in der Tat ein triftiger Grund, man wartet bis zu Beginn des dritten Jahrtausends. Vielleicht hat dann eine neue Nordstraße den ach so weiten Weg in den abgelegen Norden geebnet. Außer, die Planspiele zur Festlegung der Streckenführung sind wieder einmal in Verlängerung gegangen.

Die spezifische Notsituation des Kantons Clerf scheint einem Teil der Bevölkerung, und einigen Abgeordneten im besonderen bisher verborgen geblieben zu sein, es sei denn, und manche lassen gelegentlich die Katze aus dem Sack, durch systematisches Nichtstun im äußersten Norden such man in anderen Regionen Profil und Profit zu gewinnen.

Daß hartnäckiges und konsequentes Durchhalten, auf Sachlichkeit und unumstößlichen Tatsachen ruhendes Handeln, seine Früchte dennoch tragen kann, zeigt die rezente Einweihung des Foyer « Eisleker Heem » in Lullingen, wo laut Verwaltungspräsident Schaack « der Hoffnung ein Nest gebaut wurde ». Unserem Ehrenpräsidenten Rene Maertz, auf dessen Initiative dieses Heim für Behinderte zurückgeht, sei an dieser Stelle für seinen unermüdlichen Einsatz zum Wohl der Nordspitze einmal mehr gedankt. Möge das « Eislecker Heem » ein Nest der Hoffnung sein, ja Zeichen und Symbol…

Am 4. August hatte Staatsminister Jacques Santer einer Delegation des Cliärrwer Kanton eine Audienz gewährt. Während der zweistündigen Unterredung, welche in einer freundlichen und offenen Atmosphäre verlief, versprach der Premier, einen

Plan de développement

für die Nordspitze vorzustellen. Dieser Plan, welcher ein zeitlich definiertes Gesamtkonzept darstellt, und damit einer langjährigen Forderung unserer Vereinigung nachkommt, wäre in der Tat jenes Zeichen, auf das viele Bewohner und Freunde des Kantons Clerf seit geraumer Zeit warten, ein Zeichen, das der Hoffnung Rechtfertigung sei. Ein Stück Hoffnung besonders für die jungen Leute. Schön wäre es in der Tat, Zukunft auch wieder ernsthaft im Kanton Clerf planen zu können.

Jacques Santer versicherte, die belgischen Nachbarn hätten den Anschluß der Nordstraße ab Wemperhardt an die Autobahn Sankt-Vith versprochen. Ohne Zweifel ein Pluspunkt für die Nordspitze.

Daß uns aber auch weiterhin nichts geschenkt wird, beweist die rezente Evolution. Von manchen schon als Errungenschaft für den Kanton gefeiert und gepriesen, scheint die Realisierung der Berufsschule in Clerf schon zum Tode verurteilt bevor sie ihre Pforten auch nur geöffnet hat. Der Plan ist bis auf weiteres um ein Jahr ausgesetzt worden, im Klartext: es wird wohl nichts. In diesem Fall hatte die Regierung schon grünes Licht gegeben, und steht auch weiterhin zum Projekt, aber siehe, da steigen die Verantwortlichen einiger Berufsverbände auf die Barrikaden, und versuchen, mit Erfolg anscheinend, das Vorhaben in Clerf abzuschießen.

Gegen kurzsichtiges und engstirniges, eigennütziges Schalten und Walten verschiedener, manchmal sogar lokaler Kräfte, hilft nur eines, das

entschlossene und resolute Handeln,

die Entscheidung, auf keinen Fall aufzugeben! Auch weiterhin wird die Vereinigung « DE CLIÄRRWER KANTON » wohl in vorderster Reihe zu finden sein. Wir möchten einen Aufruf an alle Freunde der Nordspitze richten, an ihre jetzigen und früheren Bewohner: Resignation hilft nicht weiter, bestenfalls nützt sie den Interessen jener, welchen die Tragweite und die Impotenz des Niedergangs der Nordspitze nicht klar ist, oder gar ins eigene Konzept paßt.

Vieles bleibt zu tun! Lassen wir es nicht liegen! Und streichen wir die weiße Flagge ein!