Jean Jaans

Notizen zu unserer Generalversammlung

In der Gegenwart von mehreren Abgeordneten sowie von Gemeindevertretern aus dem Kanton Clerf fand unsere diesjährige Generalversammlung am 21. April im vorzüglich gestalteten « Barteshaus » in Hoffelt statt.

Präsident Léon Braconnier begrüßte alle Anwesenden herzlich und meinte, es bestehe kein besonderer Grund, das zehnjährige Bestehen von « De Cliärrwer Kanton » überschwenglich zu feiern, denn einerseits seien zehn Jahre doch eine relativ kurze Periode im Leben einer Vereinigung und anderseits habe man trotz unermüdlichen Einsatzes für eine verbesserte Lebensqualität an der Nordspitze außer großem Papierverbrauch und schönen Sonntagsreden leider nicht viel erreicht. Der Redner erinnerte an mehrere Studien der rezenten Vergangenheit, in welchen die Probleme des Kantons Clerf analysiert und Lösungsvorschläge formuliert wurden. Von 15 000 neugeschaffenen Arbeitsplätzen im Land kamen die allerwenigsten in den Kanton Clerf, und das nördliche Randgebiet ist noch immer nicht mit einer modernen Schnellstraße mit der Hauptstadt verbunden. Der Hinweis auf die öffentlichen Verkehrsmittel hilft hier wenig, nur eine zweckentsprechende und moderne Straße zur Hauptstadt kann die wirtschaftliche Notlage der Nordregion bessern. Léon Braconnier fordert allgemein gesprochen einen vernünftigen Stellenwert für den Kanton Clerf in einem modernen Luxemburg.

Das Unverständnis gegenüber Bemühungen, auch im Nordösling Strukturen zu schaffen, die das Leben mittel- und langfristig erhalten könnten, ist nach Meinung des Präsidenten im Laufe der Jahre nicht geringer geworden. Leider scheinen viele Luxemburger nicht von dem idyllischen Bild vom Ösling loszukommen, laut welchem diese Gegend zwar ideal sei für Schulausflüge, aber in welchem sonst nichts zu geschehen habe. Im Alzettetal werden Gedanken angestellt zum Ausbluten des Öslings und es werden gute Ratschläge erteilt, Naturfreunde machen sich Sorgen um jeden geknickten Grashalm, aber nur, wenn er nach Norden zeigt. Jedes weitere Arbeiten und Wühlen gegen eine moderne Nord-Süd-Verbindung stellt einen Affront dar für all jene Kreise, die sich seit Jahren für Chancengleichheit des Öslings einsetzen. Die Forderung nach dieser Verbindung ist nicht nur eine Frage besserer Lebensqualität, sondern eine Überlebensfrage.

Ab 1. Oktober wird die Steuerkasse in Clerf geschlossen. Präsident Braconnier protestierte im Namen des Vorstandes energisch gegen diese Maßnahme, die einer Regierungsentscheidung vom 22. April 1983 diametral zuwiderläuft, laut welcher an der Nordspitze kein Verwaltungsabbau mehr zugelassen werde.

In rein kultureller Hinsicht sind die Pluspunkte zehnjähriger Vereinsarbeit nicht zu übersehen: Die dreimal im Jahr erscheinende Zeitschrift berechtigt mit ihren über 2 000 Seiten zu Stolz und Genugtuung und auch in anderen kulturellen und wirtschaftlichen Bereichen wurde manches erreicht. Der Redner erwähnte hier u.a. die Eröffnung einer Kindertagesstätte in Clerf, das erfolgreiche Golfprojekt, das Marnacher Musikfestival und die Schaffung neuer Arbeitsplätze bei AIcuilux und Cleveland. Der Dank des Präsidenten ging an die Norddeputierten für ihren Einsatz, an die Gemeinden im Kanton für ihre finanzielle Unterstützung und an die Verantwortlichen des « Fonds culturel national » für eine namhafte Zuwendung in Höhe von 200 000 Franken.

Sekretär Robert Schmit gab sodann einen detaillierten Tätigkeitsbericht über das vergangene Jahr. Es fanden fünf Vorstandssitzungen statt; die traditionelle Weihnachtsausstellung hatte wiederum vollen Erfolg; mehrere Vorträge wurden veranstaltet, der Verein nahm teil an der Clerfer « Foire commerciale »; die Kirchenbesichtigungen in Holler und Ulflingen werden auch dieses Jahr mit einer ähnlichen Aktion weitergeführt. Der Verein hat im « Hexenturm » im Clerfer Schloß ein neues Versammlungslokal; die reichhaltige Bibliothek wird weiter ausgebaut und soll einem breiteren Publikum zugänglich werden.

Aus dem Kassenbericht von Aly Bertemes ging hervor, daß die Finanzlage nicht dramatisch ist, doch ist der bisherige Betrag von jährlich 400 Franken nicht mehr kostendeckend für die Zeitschrift, denn ein Heft kostet mit Versand 139 Franken. Nach Entlastung des Kassierers durch die Revisoren Jean-Paul Meyer und Paul Zeimes beschloß die Versammlung, den Jahresbeitrag auf 450 Franken anzuheben.

Laut Statuten waren die Mandate von Aly Bertemes, Metty Boever, Tony Bourg, Emile Hansen, Jean Jaans, Jean Meyers, Robert Schmit und Margot Wagner abgelaufen. Freund Robert Schmit verzichtete aus persönlichen Gründen (leider) auf eine Neuwahl, per Akklamation werden die übrigen Mandate erneuert. Dem scheidenden Sekretär gebührt Dank und Anerkennung für seine gewissenhafte Arbeit im Interesse von « De Cliärrwer Kanton »!

Den Abschluß dieser Versammlung bildete ein Dia-Vortrag von Professor Norbert Thill über 44 Burgen und Schlösser unseres Landes. Erstklassige Bildqualität, interessante Detailwiedergabe und feinschichtiger Kommentar mit gelegentlichen berechtigten Kritikansätzen verdichteten sich zu einem echten Erlebnis, an dessen Zustandekommen die diskrete und wirksame Mitarbeit von Madame Thill ebenfalls eine Rolle spielte. Das Ehepaar Thill-Beckius hat in vielen Jahren mehr für unser Kulturleben geleistet als manche Geistesgrößen im Rampenlicht, die kaum persönlichen Einsatz aufzuweisen haben!

Die Gemeindeverwaltung bot den Ehrenwein an, und Bürgermeister Henri Wenkin ermunterte den Vorstand zu weiteren Initiativen. Ganz unter uns gesagt scheinen diese Worte auf guten Boden gefallen zu sein, denn die Vorarbeiten zu einer großen Ausstellung über Leben und Probleme im Clerfer Kanton laufen – im Monat April 1990 soll die Ausstellung eröffnet werden.