Léon Braconnier

Drei Kinospots für den Grünewald…

hat die Vereinigung « Fir den Gréngewald » produzieren lassen, drei Kinospots, die « Politiker und Bevölkerung weiter zum Nachdenken über die Notwendigkeit des Erhalts des wertvollen Lebensraums Grünewald anregen sollen ».

Es ist schon fast ergreifend, wie einige tapfere, selbsternannte Naturschützer sich immer wieder zusammenraffen, um gegen den Nordstraßendrachen anzutreten. Diesmal werden nicht Kleinkinder zu einer Mini-Manifestation zusammengetrommelt, nein. Kinospots sollen her. Ganz klar, man paßt sich dem modernen Medienzeitalter an. Gleich drei teuere Kinospots müssen es sein, warum nicht? Um finanzielle Spenden auf das Konto der Stiftung Oekofonds, ab 5.000 Franken steuerlich absetzbar, versteht sich, wird weiter und im gleichen Atemzug gebeten. Die Vereinigung braucht wie gehabt Unterstützung in ihrem « Kampf (Zitat Tageblatt 18. Januar 1993). Der Lebensraum Grünewald muß ja schließlich vor dem Untergang gerettet werden. Wenn das keine gute Sache ist! Und der Bautenminister bleibt, « trotz massiver Proteste seitens der Natur- und Umweltschutzorganisationen und trotz Bedenken des Umwelt- und Landesplanungsministeriums, sowie auch der Vorbehalte aus verschiedenen Kreisen der Straßenbauverwaltung bei der Trassenführung quer durch den Grünwald ». Aber nun sollen clevere Kinobilder der Bauwut und der Betonsucht den Garaus machen.

Allerdings, so scheint es, stehen die Chancen für eine Nordautobahn besser den je:

  • Die Entschlossenheit der Regierung und des Bautenministers sind nicht in Zweifel zu ziehen: vor Juni ’94 soll der Plan der Trasse veröffentlicht werden.
  • Auch im Alzettetal werden es immer mehr, Gemeinden und Anwohner, welche sich für das Projekt stark machen.
  • Die Umwelt-Argumente der Gegner stehen auf tönernen Füßen. Schon jetzt wird der Grünewald von 5 (fünf) Straßen durchquert. Der Bau einer Nordstraße würde unseren Informationen nach höchstens l % der Fläche des Grünewaldes beanspruchen. Die törichte Gleichstellung « Bau der Nordstraße = Zerstörung des Grünewaldes » ist im übrigen eine grobe Verdummung der Öffentlichkeit.

Es fällt indes immer schwerer, das sture Anrennen gegen das legitime Recht einer normalen Verbindung der Nordregion mit der Hauptstadt zu verstehen. Schleierhaft ist es allemal, wieso überall im Lande Autobahnen entstehen konnten bez. sich im Bau befinden, OHNE derartige Hetzkampagnen. Manchereiner ist außerdem über die Tatsache verwundert, daß es verschiedenen ranghohen Beamten im Dienste des Staates gestattet scheint, öffentlich gegen die Pläne ihres Arbeitgebers anzurennen.

Ein flüchtiger Blick auf die Straßenkarte des Großherzogtums zeigt, daß im Grunde genommen nur noch eine einzige Straße gebaut werden muß. Ob man nun den Gegnern Fanatismus vorwirft, Profilierungssucht, Streben nach Einfluß oder Verblendung, man kann auch die schweigende Mehrheit nicht gerade für ihren Einsatz beglückwünschen. Mag sein, daß eine Minderheit, und sei sie noch so verschwindend, oft eine aktivere Kraft darstellt. Die Wichtigkeit der Nordstraße verlangt imperativ Gegenwehr.

Der « Kampf » für 1% Grünewald, mit oder ohne Kinospots, ist nicht nur ökologisch unsinnig, da auch die Lebensqualität des Alzettetals auf dem Spiel steht. Das Nein zur Nordstraße ist ein Tiefschlag gegen den Norden unseres Landes, ein Tiefschlag gegen die Hoffnung. Wir sind überzeugt, daß 1% weniger Grünewald nicht den Untergang der Natur in Luxemburg bedeutet. Denn, schenkt man den grünen Zahlen Glauben, ist der Luxemburger Wald ohnehin sehr krank und müßte logischerweise in wenigen Jahren absterben.

Aber 1% weniger Grünewald würde:

  • vielen tausend Pendlern täglich viel Zeit sparen
  • allen Verkehrsteilnehmern erhöhte Lebensqualität bieten
  • für weniger Abgase sorgen
  • das Leben im Alzettetal erträglicher machen
  • den Norden des Landes sicher und schnell mit der Hauptstadt verbinden

Und sicher würde auch jeder bereit sein, einige Prozent Grünewald neu anzupflanzen. Die Mittel dazu dürften bereit stehen. Da gibt es zum Beispiel die Spenden vieler Naturfreunde. Die dann nicht zweckentfremdet würden.