Léon Braconnier

Nordstraßengegner: BRAVO

Vor den ’95er Sommerferien sollte aus dem NORDSTRASSE ein ausgewachsenes Gesetzesprojekt werden.

Aber dann zauberten fleißige Hände die EU-Direktive 86/337/CEE aus der Schublade. Und nun müssen eine (weitere) Impaktstudie sowie eine öffentliche Bürgeranhörung (?) durchgeführt werden.

Dauer: 1 (ein) Jahr.

Ein weiteres Jahr.

Zwei Wochen später: die Autobahn zum Saarland wird im « Fonds des Routes » festgeschrieben (Gesetzprojekt 3929). Ohne EU-Schikane.

Wie im übrigen auch die performanten Autobahnen nach Süden, Westen und Osten, sowie die modernen Umgehungsstraßen und « Collectrices » im Zentrum und in der Minettegegend sehr zügig fertiggestellt wurden.

Gleichheit und Chancengleichheit made in Luxembourg.

Das Schweigen der gewählten Volksvertreter war einmal mehr auffallend.

Mittlerweile gehört denn wohl eine gehörige Portion Naivität dazu, in unserem Lande noch an eine moderne Nord-Süd-Straßenverbindung zu glauben.

In diesem Sinne unser Bravo an die Gegner der Nordstraße. Ihr habt es verstanden, zum großen Teil auch ohne politisches Mandat, eine Reihe Politiker dermaßen einzuschüchtern, daß sie Angst vor der eigenen Courage bekamen. Mit der Panikmache, der grüne Wald würde durch den Bau der Nordstraße vollends zerstört und somit das Ende der Welt eingeläutet, habt Ihr großen Eindruck hinterlassen. Zugegeben, mit dem Sommerloch-Ozonmärchen war das Terrain bestens vorbereitet. Die ebenso fachunkundige wie willige Presse läßt grüßen.

Ob die Nordstraßengegner zum Teil dieselben Leute sind, die ein beeindruckendes Netz von wichtigen Institutionen an den Südrand des Landes gepflanzt haben, mit Hunderten von Arbeitsplätzen gesegnet, wissen wir nicht.

Unser Bravo soll aber nicht nur neidlose Anerkennung sein, sondern auch Ermutigung. Die Frage ist nämlich, wieviel Esel man noch ins soziale Aus befördern kann, bevor sie anfangen sich zu wehren.