Jean Jaans

Notizen zu unserer Generalversammlung vom 27.05.2001

Sieben Punkte sah die Tagesordnung unserer ordentlichen Generalversammlung vom 27. April 2001 vor. Rechenschaftsberichte, Festsetzung des Mitgliedsbeitrages in künftigen Euro und teilweise Neuwahlen für den Vereinsvorstand waren die « normalen » Eckpunkte der harmonisch verlaufenden Versammlung. Präsident Léon Braconnier begeisterte überdies mit einem zur Tradition werdenden geistigen Höhenflug, und eine ebenso breitgefächerte wie lebendige Diskussion waren allgemein geschätzte Zugaben zu einem interessanten Abend im Clerfer Kulturzentrum.

Der Notizenschreiber hält sich an die sorgsam aufgestellte Tagesordnung und beginnt seinen Bericht logischerweise mit einer Zusammenfassung der « Allocution du président ».

Eine durch und durch intelligente Ansprache, transparent gegliedert und fein ziseliert mit gutem Gleichgewicht zwischen Information und Meinung, leicht ironisch gewürzt und unleugbare Mängel in Staat und Gesellschaft deutlich unterstreichend, jedoch an keinem Punkt verletzend. Eine Braconnier-Rede eben!

Nach dem Vorauslob nun die Analyse, die dem freundlichen Leser zeigen wird, wie man von einer kleinen « Geschichte » ausgehen und zu kulturell vielfältig verästelten Gedankenstraßen gelangen kann.

Vor einigen Wochen stieg eine Dame von 77 Jahren in Ettelbrück in einen Bus, um sich nach dem Redinger Kanton fahren zu lassen. Die Dame benutzt diesen Bus regelmäßig und manchmal verläuft die kleine Reise ohne Problem, vor allem aber dann, wenn keine Schüler mitfahren. Dann bekommt die Dame nämlich einen Sitzplatz. Und das war an jenem Tag nicht der Fall. Weil die Dame mit dem beachtlichen Alter nicht stehen wollte, erlaubte sie sich auf dem kleinen Sitz neben dem Fahrer Platz zu nehmen. Dieser regte sich schön auf und sagte barsch, dort dürfe sie keineswegs sitzen, er habe im übrigen keine Lust, für sie eventuell 6 000 Nochfranken zahlen zu müssen.

 

Die Dame musste sich also « d’Been an de Bauch stoen ». Aber wenige Tage später hatte sie mehr Glück: Zwar war der Bus wieder voll besetzt und an einen Sitzplatz war nicht zu denken. Aber der Fahrer an diesem Tag war einer der freundlichen Art. Er fuhr erst gar nicht los, sondern stand auf und rief in das Schülervölkchen hinein: Ass da keen, deen opsteet fir der Madame seng Plaz ze gin? »

Es gab keinen Streit zwischen Freiwilligen

und während einiger Zeit geschah rein nichts. Als der Busfahrer aber seine Aufforderung wiederholte, bot ein junges Mädchen seinen Sitzplatz an: sie war eine « Farbige ».

 

Schlussfolgerung von Léon Braconnier aus der ebenso kleinen wie auch recht traurigen Geschichte: Wie notwendig ist doch ein wenig « Kultur » im Alltagsleben, Kultur mit ihren zahlreichen Facetten, die da mit Wörtern wie Höflichkeit, Fairness, Respekt und Toleranz bedacht werden. Auf sie wird der Redner noch zurückkommen.

Freund Léon dixit und begrüßte flugs die Anwesenden mit einer Entschuldigung von wohlbekannten Abwesenden. Hier sei zwischengeschaltet, dass die Abgeordneten Jean-Pierre Koepp und Nico Loes zu den Anwesenden gehörten, ebenso wie die Mehrheit der Bürgermeister im Kanton Clerf.

« De Cliärrwer Kanton » leistet mit seiner Zeitschrift und seinen Veranstaltungen einen Beitrag zum kulturellen Leben an der Nordspitze, gleichzeitig bemüht unsere Vereinigung sich um Förderung und Festigung gesellschaftlich-sozialer Belange. Der Redner würdigt in letztgenanntem Zusammenhang die zu Jahresbeginn gezogene Bilanz des Leader II-Programmes: In der Region Clerf-Vianden wurden im Rahmen dieses mit EU-Mitteln geförderten Projektes nicht weniger als 51 Projekte mit einem Gesamtbetrag von 80 Millionen Franken verwirklicht. Hier wurde bewiesen, wie viele Initiativen sich gerade im ländlichen Milieu konzipieren und realisieren lassen. Jedes Projekt erhielt ein ansehnliches Startkapital aus Finanzmitteln der Europäischen Union. Der Redner vertritt die Auffassung, die europäische Dimension müsse im Alltagsleben deutlicher zum Ausdruck kommen. Wenn wir demnächst mit dem Euro vertraut werden, kann das Europabewusstsein dadurch nur gestärkt werden. Wir müssen mehr das Gefühl für Europa als unsere Heimat entwickeln. Aber Europa muss mehr Wirklichkeit werden als in Sonntagsreden. Es wäre beispielsweise schön, wenn europäische Zeitungen und Zeitschriften überall zum gleichen Preis zu haben wären, wenn die Portokosten in Europa vernünftiger wären, wenn « ins Ausland nur gegen Vorkasse » abgeschafft würde, wenn unsere Grenze mit Frankreich in Düdelingen wie im Schengen-Vertrag zugesichert tatsächlich offen wäre. Auch die unverschämt hohen Bankkosten bei Überweisungen ins Ausland wären zu überdenken.

Kritiken und unerfüllte Wünsche

werden durch begrüßenswerte Leader-Projekte zwar nicht verdrängt, aber diese und ähnliche Initiativen sollten auch den Luxemburger Staat ermuntern, weiter in weniger strukturierte und benachteiligte Regionen zu investieren. Die Nord-Abgeordneten erheben immer wieder die Forderung nach dem einen oder anderen Verwaltungssitz im Ösling. Und auch die Diskussion rundum ein Lyzeum im Kanton Clerf müsste zu Konkretem führen. Ein Umdenken ist hier notwendig: Ein Lyzeum ist nicht länger ein elitäres Reservat, sondern entspricht einem Grundbedürfnis: « De Lycée ass d’Fortsetzung vun der Primärschoul. » Außerdem ist ein Lyzeum nicht nur eine Schule, sondern es schafft die Voraussetzungen für ein kreatives und dynamisches Umfeld. Der Bedarf besteht, an Jugendlichen fehlt es nicht, deshalb sollte man den Bau eines Lyzeums im Raum Clerf konkret planen, denn es geht auch in diesem Bereich darum, der Bevölkerung möglichst breitgefächerte Dienstleistungen anzubieten. Wir müssen unbedingt das Hinterland-Image zurückweisen und entschlossen für legitime Forderungen eintreten.

Leader hat bewiesen, was man mit Schwung und Vorstellungsgabe verwirklichen kann. Es wurde ersichtlich, dass Zusammenarbeit und Partnerschaften unerlässlich sind. Unsere Gemeinden beweisen dies auf beeindruckende Art in verschiedenen Gemeindesyndikaten, hauptsächlich im SICLER-Rahmen. Nur gemeinsam können wir etwas erreichen. Gemeinsam vorgehen sollte unsere Devise sein. Wintger hat ein nachahmenswertes Beispiel gegeben, neue Gemeindefusionen sind nicht auszuschließen.

Im Kanton Clerf ist viel Positives zu verzeichnen. Neue Wege werden im Tourismus und in der Landwirtschaft beschritten – man beachte die zahlreichen Initiativen rundum das Ourtal, neue interessante Produkte werden bereits angeboten. In zahlreichen Gemeinden wird intensiv nachgedacht und geplant, wie man den Einwohnern den Lebensrahmen angenehmer gestalten kann, wie Beschäftigungslage, Kultur, Sport, Bildung und Freizeit gefördert werden können. Die Fusion der Gendarmerie und Polizei ist für unsere Region zufriedenstellend verlaufen, nicht zuletzt auch infolge unserer Intervention. Eine stärkere Präsenz der Ordnungskräfte ist zu beobachten, und das ist beruhigend.

In das kantonale Straßennetz muss weiter investiert werden. Zuweilen hat man noch immer den Eindruck, in einem Entwicklungsland zu leben, wenn man beispielsweise von Dasburg nach Marnach fährt « oder wann een vun Hauflescht iwwer Beirich op Tratten kënnt. » Der Anschluss an die Autobahn bleibt schwierig, aber die Straße von Wemperhardt zur Autobahn in St. Vith bleibt in katastrophalem Zustand.

Mit Genugtuung stellt der Redner fest, dass fleißig an der Nordstrooss gearbeitet wird, doch es gibt Gründe zur Beunruhigung, wenn man die baulichen Vorgänge rundum Kirchberg beobachtet. Früher konnte man relativ problemlos von Senningerberg in die Hauptstadt gelangen, aber mit dem Multiplizieren von Kreisverkehr- und Ampelanlagen wird nichts einfacher. Tausende Wagen « landen » jeden Tag in Kirchberg, die Nordstraße wird zusätzliche 30 000 Wagen bringen – niemand weiß so richtig was hier geschehen wird.

Die Lage bei den CFL

ist ebenfalls nicht zufriedenstellend. Es wäre an der Zeit, nicht nur für die Menschen im Ösling, sondern für das ganze Land über einen zweiten Anschluss zum TGV nachzudenken. Neben Metz ist das Lüttich. Mit einer TGV-Anbindung in Lüttich bekäme die CFL-Nordstrecke eine völlig neue Dimension, und natürlich müsste über die Eingleisigkeit, die wir von Anfang an in Frage gestellt haben, ernsthaft nachgedacht werden.

Unsere Gegend « verkauft » sich nicht immer gut, besonders gilt das für den Tourismus. Die Ausländer verdrängen uns hinsichtlich Freundlichkeit, Beschilderung, Sauberkeit und Marketing zuweilen in die Ecke. Im Fremdenverkehr muss nun einmal alles stimmen, wenn wir keinen Negativ-Trend wollen. Wenn Empfang und Bedienung in Restaurant, Hotel, Gasthaus oder Geschäft nicht freundlich sind, kann auch das schönste Werbeblatt nicht helfen. Wenn ein großer Teil unserer Wanderwege ungepflegt bis unbrauchbar ist, können wir nicht über Qualitätstourismus reden.

Auch der Transitverkehr durch die Touristenortschaft Clerf schafft Probleme, aber nicht nur Verkehrsprobleme. Léon Braconnier stellt die Frage nach der Gefährlichkeit von Chemikalien « déi monter vu Reiler erofkutschéiert gin ». Die Katastrophen von Martelingen 1967 und von Stavelot vor einigen Jahren beweisen, dass das Risiko besteht. Die Gemeindeverwaltung von Clerf will hier Abhilfe schaffen. « De Cliärrwer Kanton » vertritt die Auffassung, dass es nicht genügt, Industriestandorte zu schaffen, wenn nicht gleichzeitig eine effiziente Verkehrsinfrastruktur miteingeplant wird. Es wäre auch wichtig, alle Vorschriften hinsichtlich Luftverschmutzung und Geruchsbelästigung strikt einzuhalten.

2001 ist das Jahr des Ehrenamtes. Laut offizieller Lesart betätigen recht zahlreiche Landeseinwohner sich im Freiwilligendienst. Eine derartige Tätigkeit – oft im Dienst der Allgemeinheit – ist für die « Engagierten » ohne Zweifel eine Quelle für Zufriedenheit im eigenen Leben. Neben dem Hauptberuf kann man in anderen Bereichen aktiv sein, und einer Zeit von Passivität und Zuschauen ist Aktivität zweifellos positiv zu beurteilen. Zwei Probleme sollten jedoch nicht übersehen werden: Bei der Ausübung seiner freiwilligen Aktivität kommt der Ehrenamtliche, der viele Stunden ohne Entgelt arbeitet, oft mit « Professionellen » in Kontakt, und bei dieser Gelegenheit stellt er dann auch fest, was auf der « anderen Seite » gefordert und auch bezahlt wird. Nicht immer ist das vernünftig. Zweitens ist es für den Freiwilligen demütigend, wenn er – nicht für sich persönlich, sondern für seine ehrenamtliche Tätigkeit – um Geld betteln muss. Vielleicht sollte der Staat ab und zu überlegen, wie viel das Freiwilligentum der Gemeinschaft einspart.

Seit einigen Jahren veröffentlicht « De Cliärrwer Kanton » außer drei « normalen » Heften der Vereinszeitschrift auch eine zusätzliche Spezialnummer. Im vergangenen Jahr hieß das Thema « Schwaarze Storch, wäisse Fangerhutt a bloën Himmel » und war der Natur im Kanton Clerf gewidmet. Die Nummer wurde in enger Zusammenarbeit mit der Stiftung « Hëllef fir d’Natur » und der LNVL herausgegeben. Eine weitere Illustration zur Bedeutung der ehrenamtlichen Tätigkeit – bei diesen Organisationen haben Freiwillige bereits viel Positives geleistet, insbesondere auch im Kanton Clerf. Die Natur ist sicher unser größter Reichtum, unser wertvollstes Kapital. Mehr als jemals zuvor ist es wichtig, unseren Kindern und Jugendlichen Respekt und Liebe zu unserer Umwelt zu vermitteln. Eine Natur, die wir im Einklang mit menschlichen Aktivitäten halten können, und die dann immer fähig bleibt, neue Arbeitsplätze zu bieten und Attraktivität zu sichern.

An dem Noper seng Dreckskëscht

Im vergangenen Jahr hatte der Redner bereits betont, man müsse aufpassen, dass zwischen Gesagtem und Wirklichkeit kein allzu großer Unterschied bestehe. Nicht ohne Sarkasmus meinte der Präsident, im Anschluss an schöne Worte über Umwelt- und Naturschutz solle man sich auch einmal kurz mit der konsequenten Durchführung edler Umweltvorsätze befassen. Die lieben Zeitgenossen sind heutzutage informiert und wohlerzogen, sie fahren tapfer zur Superdreckskëscht und zum Sammelcontainer – eine Nation von rücksichtsvollen Umweltfreunden. Wer aber sind die Rüpel die neben die Container Dreckszeug abstellen, vom kaputten Fahrrad zum normalen Abfallbeutel? Wer sind die Leute, die nur einen kleinen Müllbehälter bezahlen und ihren Unrat in des Nachbars Dreckskëscht oder in andere Mülltonnen in der Ortschaft schmeißen? Aus welchen Pkws und Lkws fallen leere Zigarettenschachteln, leere Bier- und Branntweinfläschchen, Coladosen, gefüllte Pampers und andere Delikatessen? Man muss Mut und Idealismus der Freiwilligen unserer Fremdenverkehrsvereine bewundern, die diesen Unrat in ihren jährlichen « Botzaktiounen » zusammentragen. Sie hätten ganz sicher Besseres zu tun und verdient!

Diese Beispiele beweisen, wie wichtig es ist, dass Kultur und Bildung in der Welt mehr Bedeutung erlangen. Die bekannte deutsche Wochenzeitschrift « Die Zeit » begann vor einigen Wochen eine Kampagne unter dem Motto « Der Kampf gegen die Dummheit hat gerade erst begonnen ». Tatsächlich feiert die Dummheit in der Welt immer größere Triumphe: Fremdenfeindlichkeit, primi-tiver Nationalismus, religiöser Fanatismus, Frauen-feindlichkeit – die Hitparade der Dummheit ist beein-druckend. Man sehe sich den Mist im Fernsehen an, und man beachte die possierlichen Mittel, mit welchen wir heute « kommunizieren »: Internet, direkt am Nabel, Handys, die ein SMS abflitzen, wenn dem Kleinen ein Malheur mit der Hose passiert ist. Der TV-Empfänger ist im Schränkchen eingebaut und Internet findet Platz im Klodeckel. Die Technik ist offenbar nicht mehr zu zügeln, aber leider ist die Technik bei den modernen Kommunikationsmitteln auch schon das Interessanteste. Die eigentliche Mitteilung ist fast immer belanglos. Rutschen wir wirklich in kulturelle Leere, in welcher das Oberflächliche den größten Beifall findet?

Man könnte Kulturpessimist werden, aber ab und zu findet man auch Mut und Zuversicht angesichts der kul-turellen Aktivitäten und Leistungen unserer Vereinigung: Unsere Vereinszeitschrift hat sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt. Hinsichtlich Inhalt und Layout wurden große Anstrengungen unternommen und seit 1979 wurden 5 500 großformatige Seiten veröffentlicht, womit wir unserer Gegend ein historisches, soziales und kulturelles Patrimonium geschaffen haben, das wohl als einmalig zu bewerten ist. Man kann und muss freilich auch die Frage stellen, ob unsere Zeitschrift in der Öffentlichkeit und in den Medien die eigentlich verdiente Aufmerksamkeit findet. In unseren Spezialnummern setzen wir Akzente in verschiedenen Bereichen: Nach unseren Veröffentlichungen über die Nordstraße, die Abtei, den Monat November, unseren Kanton zur Jahrtausendwende und die Natur im Kanton wird die Spezialnummer 2001 den Titel « Verziel mer vum Krich » tragen. Ein Thema hochaktueller Bedeutung, das großes Interesse findet, wie an der Veröffentlichung der Jeunesse von Ell ersichtlich wurde. Zeugnisse aus bitterer Zeit werden zusammengetragen, wobei vor allem der Kriegswinter 1944/45 in seiner Bedeutung und Tragik berücksichtigt wird.

Große Freude ist jedes Jahr zu empfinden, wenn man den Erfolg der

Journées du Chant Grégorien

miterleben kann. Die jährlichen Vorträge von Pater Abt werden im integralen Text in unserer Zeitschrift veröffentlicht und lassen allmählich eine hochinteressante Dokumentation zum gregorianischen Gesang entstehen. Unsere Konzerte wecken Interesse und Teilnahme im ganzen Land. Leider sind die Stage-Angebote nach einem guten ersten Jahr nicht mehr so erfolgreich; 2001 wird eine frühzeitige Werbekam-pagne eventuell mehr Teilnehmer anziehen. Clerf ist im Begriff, ein Zentrum gregorianischen Gesanges zu werden.

Auch unsere im Monat November 2000 in Ulflingen eröffnete Bibliothek kennt einen großen Erfolg: Am 11. November 2000 wurde die « Bibliothèque Tony Bourg » für die Öffentlichkeit zugänglich und ohne großangelegte Werbung zählen wir gegenwärtig 120 eingeschriebene Familien. In naher Zukunft starten wir eine Büchersammlung in Privat-kreisen, um unser Leseangebot erweitern zu können; gleichzeitig stellen wir einen größeren Betrag bereit für die Neuanschaffungen. Parallel zur Bibliothek sind wir dabei, eine Art « Mémoire de la région » zusammenzustellen, also eine Sammlung von Dokumenten und Archivmaterial.

Der Präsident empfindet immer noch Sorgen mit der Ausstellung « Family of Man »: Verzeichnet sie den verdienten Erfolg? Müssten nicht parallel zur permanenten Ausstellung andere Aktivitäten im Jahreskranz geboten werden? In diesem Zusammenhang ist ein Beitrag von Rosch Krieps lesenswert (« The Family of Man, Museum oder Mission? » in der interessanten Sondernummer über den Kanton Clerf der Zeitschrift « Les Cahiers »), in dem der Autor die Auffassung vertritt, « Family of Man » sei nicht einfachhin eine Ausstellung mit schönen und ergreifenden Aufnahmen, sondern tatsächlich ein kultureller Auftrag, eine echte Mission.

Die gehaltvolle Ansprache des Präsidenten schloss ab mit Worten herzlichen Dankes: « E grousse Merci eise villen Abonenten », den Gemeindeverwaltungen im Kanton, der Presse, dem Kulturministerium, der Regierung, dem Animateur culturel régional, den zahlreichen Autoren und Photographen, die unsere Zeitschrift durch ihre bemerkenswerte Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes « tragen ». In diesem Zusammenhang verdient Freund Heng Keup besondere Erwähnung für seine großartige Arbeit – unsere Zeitschrift könnte nicht in besseren Händen sein. Selbstverständlich gebührt auch der Clerfer Gemeinde Dank, weil sie uns ein Vereinslokal zur Verfügung stellt und uns bei Infrastrukturfragen tatkräftig hilft. Ein Merci schließlich an alle Freunde, die uns immer wieder ermuntern, mit unserer Arbeit weiterzumachen, und last but not least auch an die Vorstandsmitglieder.

Mit einer Rückblende auf die einleitende « kleng Geschicht » mit der alten Dame im Bus kam Léon Braconnier zum Schlusswort seiner Ausführungen: Bürgersinn droht zu verschwinden, Höflichkeit scheint nicht mehr « in » zu sein, Egoismus blüht regelrecht auf, Gleichgültigkeit macht sich breit. Hier erwächst gleichzeitig aber auch die Verpflichtung, Zivilcourage zu beweisen, unbequem zu sein, sich nicht alles unbesehen gefallen zu lassen. Wir wünschen uns eine Welt ohne Dummheit, in welcher ein kleiner Verein zwar nicht sehr viel erreichen kann, doch gemeinsam sind wir stark und können manches bewirken.

Der Jahresbericht von Sekretärin Malou Wagner

war « rund » und übersichtlich.

Die traditionelle Gemäldeausstellung von Ende 2000 gruppierte vier der bekanntesten Luxemburger Künstler in einer gemeinsamen Bilderschau: Roger Bertemes, Jean-Marie Biwer, Joseph Grosbusch und Paul Roettgers. Sie verzeichnete einen großen Erfolg und erfreute annähernd 800 Besucher.

Im Herbst ’99 hatte der Vorstand bei « Leader 2 Clerf-Vianden » einen Antrag zwecks Gewährung einer Starthilfe für die Ulflinger Bibliothek gestellt. Die Reaktion der zuständigen Ministerien war positiv und so konnten die organisatorischen Arbeiten beginnen: die Räumlichkeiten wurden ausgestattet, und die Verwaltung der Bibliothek wurde Madame Agnes Poupart übertragen, die mehrjährige Erfahrung in der Ulflinger Pfarrbibliothek sammeln konnte.

Die Leiterin wird unterstützt durch Madame Lucienne Schmitz. Es wurden Kontakte mit der Nationalbibliothek und dem Bicherbus aufgenommen; die Zusammenarbeit zeigt erfreuliche Ergebnisse.

Im Monat Februar 2000 unterstützte unser Verein ein Konzert der Kursusleiter an der Clerfer Musikschule. Im Rahmen unserer Generalversammlung vom 27. April 2000 wurde das Buch « Saisons Ardennaises » von Lex Jacoby und Alain Soldeville vorgestellt.

Der 16. Juni 2000 brachte einen Höhepunkt in. unserem kulturellen Programm, als wir André Mergenthaler im Schlosshof begrüßen konnten. Die Uraufführung seines Werkes « Musik für einen Engel 2 » wurde veranstaltet in Zusammenarbeit mit « Isleker Art 2000 », dem Kulturministerium und der Gemeindeverwaltung Clerf. Ein zweites Konzert mit dem « Quintette de Cuivres Lodomez Constructions » fand am zehnten August bei gutem Wetter im Schlosshof statt.

Der Monat Oktober stand im Zeichen der « Journées du Chant Grégorien ». Sie wurden eingeleitet mit einem Vortrag von Père Michel Jorrot über gregorianischen Gesang. Drei Konzerte fanden gebührende Beachtung: die « Schola » der Clerfer Abtei am 15. Oktober; der « Choeur Grégorien de Paris Voix de Femmes » am 22. Oktober und die « Schola Gregoriana Vilnensis » aus Litauen am 29. Oktober.

Der außergewöhnliche Erfolg der drei Konzerte bestätigt uns im Vorsatz zum Weitermachen. An dem Stage-Wochenende zum gregorianischen Gesang nahmen im Vorjahr leider nur acht Interessenten teil. Im Oktober 2000 war unser Verein Mitveranstalter bei einem Multi-Media-Abend zum Thema « d’Bibel töscht Weltliteratur a Wuert zum Liewen ». Animator war Professor Tom Osborne, verantwortlich für den Bibeldienst der Diözese.

Am 21 Oktober wurde im Clerfer Kulturzentrum eine Spezialnummer über den Clerfer Kanton von « Nos Cahiers » vorgestellt. An dieser Sondernummer war unser Vorsitzender als Koordinator beteiligt.

Die « Bibliothèque Tony Bourg » wurde am 11 November 2000 in Ulflingen eingeweiht. Der Erfolg dieser Kulturinstitution im Kanton beweist, dass das Buch seinen Platz auch im Computerzeitalter hat und behält. Am 15. Dezember wurde ein Leseabend mit den Schriftstellern Lex Jacoby und André Link veranstaltet. 20 Interessierte hatten sich eingefunden; wir hatten mehr Literaturfreunde erwartet.

Unsere Spezialnummer « Schwaarze Storch, wäisse Fangerhutt a bloën Himmel » erschien farbig illustriert und beschreibt Schönheiten und Vielfalt von Tier- und Pflanzenwelt im Kanton Clerf; zugleich betont sie aber auch die unbedingte Notwendigkeit, diese einmalige Natur zu erhalten und zu schützen.

Der Vereinsvorstand tagte im vergangenen Jahr in fünf Sitzungen; auch das Redaktionskomitee hielt fünf Arbeitssitzungen ab.

Sekretärin Malou Wagner schloss ihren Bericht ab mit einer Vorschau auf kulturelle Veranstaltungen im laufenden Jahr. Halten wir fest, dass die fünften « Journées du Chant Grégorien » am 10. Oktober mit einem Vortrag von Dom Michel Jorrot beginnen. Auch 2001 sind drei Konzerte vorgesehen, nämlich am 14. Oktober (« Schola » der Clerfer Abtei), am 21. Oktober (« Choeur Grégorien » von Cremona) und am 28. Oktober (« Schola Hungarica » von Budapest).

Der Finanzbericht von Schatzmeister Aly Bertemes

ergab ein freundliches Bild, das wesentlich durch kommunale und staatliche Subsidien in Gesamthöhe von 1 100 650 Franken beeinflusst wird. Im Vorjahr für 2001 verbuchte Mitgliederbeiträge erbrachten 930 516 Franken; die Druckkosten unserer Zeitschrift verschlangen 1 394 007 Franken; « Chant Grégorien » schlug mit 429 930 Franken zu Buche, dies bei Einnahmen von eher bescheidenen 18 250 Franken; in die Ulflinger Bibliothek wurden intellektuell zinsbringende 829 490 Franken investiert; Versicherungskosten und Büromaterial forderten Ausgaben von jeweils 16 271 und 16 861 Franken; verschiedene kulturelle Veranstaltungen verursachten Ausgaben von 105 810 Franken, die durch Einnahmen von 131 777 Franken mehr als ausgeglichen wurden. Die Kassenrevisoren Francis Kler und Marie-Paule Reuter hatten ihre Aufgabe gewissenhaft erfüllt und nach Bestätigung korrekter Buchführung erteilte die Versammlung ohne Bedenken Entlastung.

Da wir in unserem langatmigen Bericht « hier im Finanziellen rudern, sei en passant erwähnt, dass die Versammlung auf Vorschlag von Präsident Braconnier den Mitgliedsbeitrag für 2002 unter Berücksichtigung des « basculements vers l’Euro » festsetzte: 25 Euro wird als normaler Beitrag für viel Gegenleistung zu zahlen sein, während der gönnerhaft gelaunte « Membre donateur » sich mit 40 Euro an unserer kulturellen Aktivität an der Landesnordspitze beteiligt.

Eine teilweise Neuwahl des Vorstandes war laut Statuten angesagt und wurde ohne weiteres über die Bühne gebracht. Die austretenden Mitglieder wurden freundlicherweise in ihrem ehrenvollen Amt bestätigt und der DCK-Vorstand setzt sich demgemäss wie folgt zusammen: Präsident: Léon Braconnier; Sekretärin: Malou Wagner; Kassierer: Aly Bertemes; Beisitzende: Mathias Boever, Francis Breyer, Emile Hansen, Netty Hoffmann, Jean Jaans, Henri Keup (Chefredakteur), Aloyse Kohnen, Victor Kratzenberg, Marcel Lenertz, Aloyse Nosbusch, Jean Reuland, Raymond Wagner und Adrien Wouters (Internet-Experte unter www.dck.lu).

Die unter Punkt 7 ermöglichte « Discussion libre » war dieses Jahr recht lebendig und fruchtbar mit einem herausragenden Thema: « Ein Lyzeum für Clerf? » Die Erweiterung des Wiltzer Lyzeums ist beschlossene Sache. Angesichts steigender Bevölkerungszahlen und im Zuge der (endlich vernünftigen) neuen Politik kleinerer und überschaubarer Lyzeen ist die Schaffung eines Lyzeums in Clerf kein Hirngespinst. Unter Berücksichtigung der leidigen Tatsache, dass zwischen Anfangsplanung und Fertigstellung eines Lyzeums erfahrungsgemäss rund zehn Jahre vergehen, ist es zum gegebenen Zeitpunkt jedenfalls nützlich entsprechende Perspektiven aufzuzeichnen. (An anderer Stelle dieser Nummer findet der Leser zu diesem Problem weitere Informationen und Überlegungen zum Thema « E Lycée zu Clierf? »)

Bürgermeister Francis Stephany überbrachte zum Abschluss dieser Jahrestagung 2001 herzliche Wünsche der Clerfer Gemeinde für die Zukunft. Im Dank für nützliche Arbeit sah der Redner auch ein Puzzle an Problemen, die künftig noch zu lösen bleiben. Beim anschließenden Ehrenwein wurde noch weiter ergiebig « gepuzzelt » und beraten …