Léon Braconnier

Eindrücke am Skyline Drive …

Es sind schon etliche Wochen her, am 29. Februar 2004, da wollte der Zufall, dass wir am Abend von Wemperhardt aus über die N7 nach Hause fuhren. Die Landschaft schneebedeckt, aber da konnte man auch schon das erste Lodern am Horizont entdecken. Gespenstisch fast die Flammen im Schnee, der Rauch gegen den Winterhimmel. Mal rechts, mal links, die brennenden Burgen der Höhendörfer.

Und da fiel mir ein, dass vor 60 Jahren amerikanische GI’s diese Strasse zwischen Himmel und Ardenner Erde „Skyline Drive » getauft hatten. Auch damals loderte das Feuer entlang den Strassen und Wegen, und des Feuers stetiger Begleiter war der Sensenmann.

Aber 2004 ist das Feuer Symbol der Hoffnung, steht für Frühling und neues Leben und für die Liebe. Der Winter, so sagt man, der kalte Winter wird am Burgsonntag verbrannt. Und mit dem Winter vielleicht all die Illusionen, denen der Mensch sich gerne und alle Jahre wieder hingibt.

Es schien, als ob die Burgen auf beiden Seiten des Skyline Drive seltsam still und würdig brannten, es schien als ob sich die Menschen fast ehrfürchtig um die großen Feuer versammelt hätten. Mag sein, dass sich doch das eine oder andere Handy meldete, aber wahrscheinlich wurde das Piepsen oder das Gedudel vom Prasseln der Flammen geschluckt.

Mir war, als ob sich an diesem Abend Vergangenheit und Gegenwart berührten, als ob sich in diesen Minuten ein Zeitfenster geöffnet hätte. Das Tanzen des Feuers verwandelte an dem kalten Winterabend die ganze Landschaft zu einer grandiosen Kulisse, in der die Dörfer wie behagliche Inseln in einem dunklen Meer leuchteten. Keine Leuchttürme, nein, Leuchtdörfer säumten die Strasse und zeigten den Weg.

Seltsam, wie eine Stimmung die Welt mit anderen Augen sehen lässt. Es war die Faszination eines Augenblickes, die Magie eines Eindrucks. In diesen Minuten herrschte Ruhe und Frieden. Die Landschaft schien allen Streit und die Zwietracht, die wir Menschen immer wieder vom Zaun brechen, außer Kraft zu setzen.

An diesem letzten Februartag hatte man in ganz Luxemburg die Burgen angezündet. Aber ich bin mir fast sicher, dass dieser Burgsonntag hier oben an der Nordspitze etwas ganz besonderes war. Es war diese wohltuende, ja feierliche Ruhe, die sich über Berg und Tal gelegt hatte.

Vielleicht sollten wir regelmäßig in unsere Landschaft hineinhorchen, die Sprache der Wälder und Wiesen verstehen lernen. Das Peitschen des Regens und das Flüstern des Windes. Ja, vielleicht sollten wir viel öfter den Gesang der Vögel genießen und uns ihre faszinierenden Geschichten aus 1001 Nächten anhören.

Ich dachte an unsere Gregorianischen Tage im Oktober, wo Hunderte Menschen gebannt jenen alten Gesängen folgen, dort an der geheimnisvollen Grenze zwischen Musik und Stille.

In der heutigen Zeit ist der Lärm allgegenwärtig, vom leisen Summen der Neonröhren über das schon lautere Surren der Klimaanlagen bis zum Donnern der Flugzeuge. Sollten fremde, außerirdische Zivilisationen mit Riesenohren das Weltall nach Leben abhören, wir sind wahrscheinlich nicht zu überhören. So ist es eine Wohltat, ab und zu noch in Luxemburgs Norden die Stille erleben zu dürfen.

Dieser stille Norden, soll er auch in Zukunft gedeihen, braucht eine besondere Pflege. Es gilt sorgsam abzuwägen, was unsere Region braucht und was nicht. Es gilt im besonderen, die zur Verfügung stehenden Mittel mit Klugheit einzusetzen, zum Wohl einer möglichst großen Anzahl.

Luxemburgs Nordspitze hat sich in den letzten 15 Jahren erholt. Damals drohten Entvölkerung und Arbeitslosigkeit. Stärken wir jetzt dieses Fundament und bauen wir weiter wichtige Infrastrukturen, damit auch morgen alt und jung befriedigende Lebensverhältnisse vorfinden!

Absolut prioritär scheint vielen Insidern momentan der Bau eines Lyzeums, und es ist schon bemerkenswert, wie behäbig, ja zögerlich sich dieses Projekt voranschleppt. Die Bremser sind schwer auszumachen. Fehlende Weitsicht, schwerfällige Bürokratie, langsame Staatsmühlen, schlechter Wille oder ein Mix von alledem? Der kontinuierliche Ausbau der Grundschulen unserer Region sind aber ein untrügliches Zeichen für die anwachsende Schülerzahl. In einer Zeit, wo kurz nach der Geburt jeder Mensch erfasst und nummeriert wird, müssten die Statistiken eigentlich genügend präzise Angaben liefern, um weit genug in die Zukunft zu schauen. Auch in unserem Land.

Der Bau eines Lyzeums im Kanton Clerf hat eine einzigartigeTragweite und bietet darüber hinaus ein exzellentes Kosten/Nutzenverhältnis.

Dieses Projekt ist wahrlich keine Schaumschlägerei.