Léon Braconnier

Léopold Hoffmann zum 90ten.

Am 1. Februar 2005 wurde Leopold Hoffmann 90 Jahre alt. Die Amicale « Déi Cliärwer » hatten in ein gemütliches Cafe im Zentrum der Hauptstadt geladen, um den Jubilar zu ehren. Präsident Louis Schmitz würdigte Leopold Hoffmann in kurzen, treffenden Worten und auch Bürgermeister Francis Stephany ließ es sich nicht nehmen, im Namen der Gemeinde Clerf alles Gute zu wünschen. Die ganze Feier stand im Zeichen einer seltenen Herzlichkeit.

Auch Leopold Hoffmann ergriff das Wort. Und sprach über Clerf, jenes Clerf, in das er am 1. Februar 1915 hineingeboren wurde. « In allem was ich tue, denke, schreibe », sagte er, « immer spielt Clerf ein bisschen mit ».

Diese Aussage hat mich tief berührt. « Gegen die Tüchtigen ist kein Kraut gewachsen », « Risse im Putz », « Wer will schon wissen, wie spät es ist », « Meinetwegen sowas wie Liebe », « Der Pelz der Reisswölfe », « Gebrochener Zeitschein », immer hatte Clerf also eine Rolle gespielt. In all den Knappen, klugen, dichten, teilweise bitterbösen Zeilen, in denen manche Worte Dolche sind im Kampf gegen die Supertüchtigen und die Klugscheißer. Hoffmanns literarisches Werk ist stark, nicht durch die Anzahl der Seiten, sonder durch deren Dichte. Durch die Menge der Seitenhiebe. Da bekommen alle etwas ab, die Klugen, die Tüchtigen, die Schleimer, die Gierigen, die Falschspieler, die Hypokriten. Hoffmanns Aphorismen entzaubern die Realität, entlarven die vielen Pseudos und den Mief unserer scheinheiligen Welt. Am Ende der Illusionen bleibt die Fehlkonstruktion Mensch, der herumeiernde, lädierte Mensch.

Die Lektüre von Leopold Hoffmann ist ungemein befreiend. Gerade durch das Relativieren der menschlichen Glorie sind die Texte zutiefst menschlich.

Immer wieder, von Alpha bis Omega, erscheint Clerf. Von den ergreifenden Kindheitserinnerungen « Damals in Clerf » bis « Kurz zuvor ».

 

KURZ ZUVOR

Möglichst undramatisch
soll mein Tod sein
ohne Belästigung
meiner Freunde
vertrauend
auf die selbsverständliche Genugtuung
meiner Feinde

Kurz zuvor möchte ich
noch Mozart hören
ein Lied von Brel
die Weber von Heine

Kurz zuvor möchte Ich noch
in Clerf
meine alten Wege gehen
mit den Erinnerungen
den trüben den lichten den blassen

aus « Der Pelz der Reisswölfe », editions Phi, 1997

 

In Hoffmanns Werk kommt desöfteren die Begegnung mit dem Tod vor ein Treffen, das eines Tages auf unser aller Programm steht. Mögen wir bis zu dem Tag noch oft den Zauber von Brel und Mozart trinken.

Alle Leser des Cliärrwer Kanton haben zu unserer Region eine intensive Beziehung. Dass Hoffmann dermaßen Clerf in den Mittelpunkt stellt, ehrt den Kantonalhauptort. Diese Ehre ist aber gleichzeitig Verpflichtung. Einer der großen Autoren unseres Landes hat seine Heimatstadt nie vergessen. Dafür sei ihm mit Nachdruck gedankt.

Leopold Hoffmann: wir wünschen Ihnen noch viele Jahre mit einer zufriedenstellenden Gesundheit als treue Begleiterin. Und wir freuen uns auf weitere in Worte ziselierte Gedanken.

Leider hatte ich im Athenäum nie das Privileg, den Unterricht von Professor Leopold Hoffmann zu erleben. Erst viel später, als es um Clerf ging, sind wir uns begegnet. Es war eine Begegnung ohne viele Worte, aber sie ist mir heute noch ein Sternstunde.

Mit den besten Wünschen des Cliärrwer Kanton!