Léon Braconnier
30 Jahre «Cliärrwer Kanton»
Fast wie im Flug ist die Zeit vergangen. Dennoch, 30 Jahre sind etwas mehr als 10.000 Tage. Und fast so viele Seiten, nämlich 9.520 zählen die 103 Cliärrwer Kanton Zeitschriften, die seit 1979 in weit über tausend Haushalte geschickt werden. Fast könnte man sagen, auf jeden Tag kam eine Cliärrwer Kanton Seite. Insgesamt 2670 Artikel sind veröffentlicht worden, mit über 25.000 Photos. Über keine vergleichbare Region Luxemburgs besteht eine ähnliche dichte, hochwertige Dokumentation!
Als die Vereinigung das Licht der Welt erblickte, war diese Geburt eine reine Männersache. De Cliärrwer Kanton hatte nur Väter:
D’Grënner vum Cliärrwer Kanton
- Bertemes Aly, gérant de banque, Troisvierges
- Boever Mathias, ingénieur agronome, Walferdange
- Bourg Tony, professeur, Weicherdange
- Dichter Robert, instituteur, Asselborn
- Eicher Balthasar, étudiant, Hoffelt
- Hansen Emil, géomètre, Clervaux
- Herman Edouard, employé CFL, Troisvierges
- Jacoby Alex, instituteur, Clervaux
- Johanns Mathias, cultivateur, Breidfeld
- Kohnen Aloyse, cultivateur, Binsfeld
- Maertz René, inspecteur d’Enseignement Primaire, Clervaux
- Meyers Paul-Henri, conseiller de Gouvernement, Luxembourg
- Nosbusch Aloyse, ingénieur dipl., Clervaux
- Schmit Robert, ingénieur commercial, Weiswampach
- Wierz Robert, professeur, Urspelt
Aber es ist anzunehmen, dass es doch viele Gespräche gab, dass die Damen Maertz, Bourg, Jacoby, Hansen, Schmit, Nosbusch zu Hause ein wichtiges Wort mitredeten und berieten. Es ist sogar anzunehmen, dass es kluge und weise Worte und Ratschläge waren, denn ohne diese Tugenden hätte der Verein für das kulturelle Leben wohl kaum eine Generation überlebt.
Die Zeitschrift De Cliärrwer Kanton bot dem interessierten Leser neben Historischem und Literarischem auch viele nachdenklich stimmende Seiten. Zu Beginn der 80er Jahre hatte sich der Himmel über Luxemburgs Dachboden dramatisch verdunkelt. Eine Grafik veranschaulicht dies auf eindrucksvolle Manier: die Entwicklung der Bevölkerung:
Während die Bevölkerung auf Landesebene unaufhörlich stieg, war unser Kanton 1980 auf die Einwohnerzahl von 1830 abgestürzt! Es gelang unserer Vereinigung, die Aufmerksamkeit des Landes auf die dramatische Entwicklung seiner Nordspitze zu lenken. Unsere hartnäckige Aktion hatte Erfolg. Die damalige Regierung erkannte den Ernst der Lage an. Ein Treffen sämtlicher Minister mit den regionalen Verantwortlichen und dem Cliärrwer Kanton wurde am 16.03.1984 organisiert. Und so kam es, dass sich im altehrwürdigen Rittersaal des Schlosses in Clerf eine Menge Persönlichkeiten trafen. Die Regierungsmannschaft mit Staatsminister Pierre Werner an der Spitze ließ sich vor Ort die Lage beschreiben. Ich erinnere mich sehr wohl an die engagierten Worte eines Misch Wehrhausen, der in der Aufregung Herrn Werner sogar mit « Herr Staatspräsident » anredete. In Folge wurde unter der Regie der Landesplanung eine interministerielle Arbeitsgruppe gegründet, mit der Mission zusammen mit dem Cliärrwer Kanton eine Bestandsaufnahme zu machen und Vorschläge zu formulieren.
Dennoch sollten mehr als 10 Jahre vergehen, bis sich eine Entspannung abzeichnete. Rückblickend war die Gründung des Gemeindesyndikats Sicler der wohl entscheidende Schritt.
Sehr viel Engagement verlangte das Projekt Nordstrasse. Wenn auch heute die meisten Wunden verheilt sind, es war damals ein Kampf auf Biegen und Brechen. Außer der rezenten Diskussion um das Euthanasiegesetz hat in den letzten Jahrzehnten kaum ein Thema für eine solche Flut an Reportagen und Leserbriefen gesorgt. Anonyme Drohbriefe an den Präsidenten des Cliärrwer Kanton waren das Sahnehäubchen.
In einem Moment von Verärgerung (oder war es Verbitterung?), schrieb Freund René Maertz den Satz:
« Für das Ösling kann eine Kurve gar nicht krumm genug sein ».
Am Ende wurde bekanntlich der Bau der Nordstrasse dann doch beschlossen, das letzte Teilstück harrt der Fertigstellung. Allerdings mehren sich die Stimmen, die immer lauter den längst überfälligen Ausbau der Trasse Nordstadt-Wemperhardt fordern. Die Nordstrasse, tatsächlich ein Rückgrat in der Entwicklung der Region!
Die Bevölkerung des Kantons ist seit dem Beginn der 80er Jahre um 50% gestiegen. Auch wenn zeitweise günstiges Bauland diese Evolution ankurbelte, es ist ein untrügliches Zeichen: die Nordspitze hat sich gewandelt, hat neue Kraft geschöpft.
Auch im kulturellen Bereich tat sich so manches. Vom « Klenge Maarnecher Festival » eingeläutet, über die kantonale Musikschule bis zum bemerkenswerten Cube 521: die Lebensqualität hat sich um mehr als einen Stern verbessert.
Der beschlossene Bau eines Lyzeums wird der Schlussstein sein im Bogen zur Zukunft. Mit ihm wird aus dem lange Zeit fast vergessenen Kanton tatsächlich ein regionales Entwicklungszentrum. In den Gemeinden sprießen so manche Projekte in den Bereichen Wohnungsbau, Tourismus und Kultur. Viel ist in schulische Infrastrukturen investiert worden, oft auf interkommunalem Niveau.
Möge vernetztes Denken weiterhin über lokalen Erwägungen stehen! Das zusammen an einem Strang ziehen muss der Standart sein, nicht das nebeneinander Agieren. Der Rückfall in die frühere Hurra-Politik mancher Gemeinden wäre fatal, denn so manches bleibt zu tun. Es geht nicht um lokales Prestige, es geht um eine Region, die immerhin fast 14% des Territoriums ausmacht. Und immer wieder erscheint das vom Gründungspräsidenten René Maertz eingeforderte « Gesamtkonzept » von entscheidender Bedeutung.
In unserer Zeit werden die großen Entscheidungen auf immer höheren Ebenen gefällt. In seiner letzten Enzyklika verlangte der Papst eine Art Weltregierung, um die globalen Krisen zu bewältigen. Die Ära der G7 oder G8 ist tatsächlich ein Auslaufmodell. Ob Nord oder Südhemisphäre, ob Industrie- oder Entwicklungsland, die Planung der Zukunft gehört in die Hände aller. Aufstrebende Mächte wie Indien oder China möchten zu Recht als vollwertige Partner behandelt zu werden.
Auch wenn die großen Ballungsgebiete weltweit das Sagen haben, der ländliche Raum wird überall seine Partnerschaft anbieten. Sich als Garant für die Erhaltung der Natur profilieren, als Gärtner der Welt. Das beschauliche Leben auf dem Land mag hierzulande Vergangenheit sein, es geht darum, Lebensräume zu schaffen, die im Bereich Wohnen, Arbeit und Freizeit eine Alternative zum Stadtleben darstellen. Denn wie die Zukunft des Öslings aussieht, liegt in unser aller Hand. Es liegt auch in Deiner Hand.