Léon Braconnier

Ein überaus positives Echo…

…gab es nach der Veröffentlichung unserer vortrefflichen Spezialnummer « Rien oublié ? » zum Thema Lyzeum in Clerf. Diese Extraausgabe wurde an unsere Abonnenten geschickt, sowie an alle Haushalte im Kanton verteilt, insgesamt eine Auflage von 7.950 Exemplaren.

Herrschte wie erwartet natürlich Einstimmigkeit über die Forderung nach einer Sekundarschule, vielerorts machte sich Ärger Luft. Wie kann es sein, dass unser Kanton immer noch auf eine Schule wartet, die sonst überall in Luxemburg zur elementaren Grundausstattung einer Region gehört? Wie kann es sein, dass gerade in einem anerkannten „vide scolaire » eine so notwendige Schule zurückgestellt wurde, anstatt ihr absolute Priorität einzuräumen?

Wie heißt es so schön: „c’est dans la salle d’attente que les patients deviennent patients. » Ähnlich ist es dem Patienten Nordösling zu oft ergangen: er hat gelernt geduldig zu sein, wohlwissend dass die Staatsmühlen meistens langsamer rotieren, geht es um das Einpflanzen von Infrastrukturen im Ösling. Leider hat
sich diese Tatsache bei vielen Bewohnern der Nordspitze in einem solchen Maß eingeprägt, dass das kärgliche Vorankommen mancher Projekte als Fatalität, ja als Normalität akzeptiert wird. „Dat ass eben sou am Éislek, mir kommen ëmmer als lescht drun. » Ein Leser witzelte sogar, das Clerfer Lyzeum werde einmal das modernste des Landes sein, weil als letztes gebaut.

Dass es auch anders geht, wenn entschlossene Politiker und Bürger den Staat von der Pertinenz ihrer Vorhaben überzeugen, zeigt das Beispiel Cube 521 in Marnach. Dieses Kulturhaus wäre ohne engagiertes und weitsichtiges Handeln wohl nicht so schnell
Wirklichkeit geworden.

« Wie lange lässt sich der Esel noch zum Abgrund führen, bevor er anfängt sich zu wehren? » schrieb einst ein besorgter René Maertz. Tatsächlich darf man sich die Frage stellen, wieso die Bürger der Nordspitze offensichtliche Fehlevolutionen In der Regel ohne größere Gegenwehr schlucken. Zumindest erreichen die ausgedrückten Proteste nur selten die Ohren der Verantwortlichen. Und wenn sie doch eine Reaktion auslösen, beschränkt sich diese meistens auf ein Vertrösten auf morgen. Oder auf übermorgen.

Wurden viele von uns gegen Ungeduld geimpft?

Da tut es gut, wenn sich unsere Gegend selbst aufrafft, sich auf ihr Potential besinnt. Anstatt auf staatliche Initiativen zu warten (Top-down), funktioniert seit langen Jahren die Bottom-up Bewegung an der Nordspitze sehr erfolgreich. Eigentlich logisch,
weil Einwohner und ihre gewählten Vertreter die Region und ihre Bedürfnisse am besten kennen. Wenn dann Regierung und Verwaltungen mitziehen, steht einer ausgewogenen und dynamischen Entwicklung nichts mehr im Wege. In der Praxis erweisen sich allerdings administrative Verordnungen ab und zu als unüberwindliche Schikanen. Einige Szenarien ähneln Macht- und Ränkespielen, für die Bürger längst nicht mehr nachvollziehbar. Dabei wären mehr Verständnis und
eine bessere Kenntnisnahme der regionalen Probleme für alle Beteiligten sehr hilfreich.

Beispiel 1: das schier endlose Dossier der immer noch dreispurigen N7.

Beispiel 2: der seit langem geforderte Ausbau der CFL-Nordstrecke.

Beispiel 3: die Rückstellung des Projektes Cliärrwer Lycée, durch die wertvolle Jahre verloren gehen

In diesem Sinne tat die Spezialnummer über das Lyzeum gut. De Cliärrwer Kanton, einmal mehr Sprachrohr einer Region, einmal mehr Stimme einer zu schweigsamen Bevölkerung! Unsere Extranummer sollte beweisen, dass es allerhöchste Zeit wird, das Projekt entschlossen voranzutreiben, sollte Mut machen. Was unsere Extranummer allerdings nicht sein sollte: eine detaillierte Chronologie der Ereignisse seit
dem Jahr 2000, eine komplette Auflistung sämtlicher Initiativen, Stellungnahmen, Artikel, Leserbriefe, Interventionen bei Gelegenheit unserer Generalversammlungen usw. Aber keine Angst: nichts ist vergessen, weder die Anstrengungen der Gemeinden, weder die Interpellation im Parlament des Georges Wohlfart vom 28. Januar 2003, noch die symbolische Grundsteinlegung seitens der„déi Greng ».

Nach Erscheinen der Extranummer erhielten wir schon nach kurzer Zeit über 800 Postkarten zurück mit der Bitte an unseren Premierminister, sich das Dossier noch einmal genau anzusehen. 800 Postkarten bedeuten 800 Familien mit vielen tausend Personen. Wir meinen, das ist ein feiner Erfolg und wir bedanken uns für Ihre massive Rückmeldung, verehrte Leserinnen und Leser. Zusammen sind wir stark. Es geht darum, in einer sich immer schneller drehenden Welt, dem ländlichen Raum einen vernünftigen Platz im Luxemburg von heute und morgen zu sichern. Nicht mehr verlangen wir, aber auch nicht weniger.