Léon Braconnier

E Lycée fir de Cliärrwer Kanton!

Im April 1996 erschien eine Spezialnummer des Cliärrwer Kanton mit dem Titel „Ee Land, zwou Welten? », ein vehementes Plädoyer für die Nordstraße. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass diese Edition damals das Dossier entscheidend voranbrachte, nebst, natürlich, einem entschlossenen Minister Robert Goebbels. Es galt damals einer leider zu schweigsamen Mehrheit eine Stimme zu geben.

Auch diese Extra-Nummer mit dem zukünftigen Lyzeum in Clerf als Thema ist ein Plädoyer für ein Projekt, auf das eine ganze Region sehnsüchtig wartet. Wiederholt sich also die Geschichte? Ja und nein, es gibt durchaus Parallelen, aber auch einen gravierenden Unterschied. Das Projekt Nordstraße polarisierte, trieb einen Keil zwischen engagierte Befürworter und erbitterte Gegner. Die Nordstraße, übrigens immer noch im Bau, wurde mit allen Mitteln bekämpft, wurde prinzipiell in Frage gestellt. Genau wie wir hatten die damaligen Gegner so manches in Bewegung gesetzt, es wurde mit harten Bandagen gekämpft. Auf dem Höhepunkt des Konfliktes erhielt der Unterzeichnete gar mehrere anonyme Briefe mit reichlichen Beschimpfungen.

Immer wieder geriet das Dossier ins Stocken, und, in einem Moment des Zorns, sollte René Maertz schreiben: „Für das Ösling kann eine Kurve gar nicht krumm genug sein. »

Der große Unterschied zu den 90er Jahren: es gibt in diesem Falle keine erbitterten Gegner. Nein, es herrscht, zumindest nach außen, eine seltene, fast seltsame Einmütigkeit. Mittlerweile liegt die Bitte um ein Lyzeum im Kanton Clerf mehr als zehn Jahre zurück. Wie immer räumten einige Skeptiker dem Projekt anfangs keine große Chance ein. Aber die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung stand und steht hinter der Idee. Besonders André Bauler und Jean Jaans wurden nicht müde, sich im Cliärrwer Kanton als engagierte Anwälte zu outen. Leserbriefe, Pressemitteilungen taten ein Übriges. In einer Unterschriftenaktion bekundeten 4.000 (!) Einwohner der Nordspitze spontan ihre Unterstützung.

Trotz zähem Vorankommen schien das Projekt zu gedeihen. Noch bei Gelegenheit unserer Generalversammlung im April 2010 verbreiteten die anwesenden Politiker Optimismus. Ganz klar, so hieß es, das Lyzeum ist doch beschlossene Sache. Sie können sich darauf verlassen. Dass ein gewisses Misstrauen dennoch berechtigt war, sollte sich schon einige Wochen später bestätigen.

Der Staatsminister bremste die Hoffnungen auf ein schnelles Vorankommen. Wie es im Augenblick aussieht, werden die Bagger frühestens im Jahr 2014 anrücken. Nun mag man darüber enttäuscht sein, wir notieren zumindest einen Teilerfolg. Denn von höchst offizieller Seite wurde ein Zeitplan veröffentlicht. Auch wenn es noch viele Jahre dauern wird, bis sich Klassensäle füllen. Bis Züge, Busse, Autos und Fahrräder all die lernwilligen jungen Menschen zum Unterricht ins Tal der Clerve bringen werden.

Auf den folgenden Seiten veröffentlichen wir Stellungnahmen, Meinungen und Aussagen zum Thema. Naturgemäß fallen diese je nach Autor mehr oder weniger positiv aus. Man kann die lange Wartezeit bedauern, den verlorenen Jahren nachtrauern. Immerhin wird es wohl bis 2016 oder 2017 dauern, bis das Lyzeum startklar sein wird. Der Gründungsvater des Cliärrwer Kanton schrieb: „das Staatsschiff ist ein langsames Schiff, es agiert nicht, es reagiert. »

Diese Reaktion hat nun stattgefunden. Ohne nennenswerte Opposition, wie schon angedeutet. Alles in Butter, also? Wohl kaum, denn die verpassten Jahre zeigen eines: die Begeisterung für das Projekt Lyzeum im Kanton Clerf war vielerorts eine laue, eine halbherzige. Was einige Akteure zudem hinter vorgehaltener Hand über das Clerfer Lyzeum zum Besten gegeben haben, ist dem Cliärrwer Kanton bekannt. Und als nach den klaren Aussagen von Premier Jean-Claude Juncker eine öffentliche Reaktion der gewählten Volksvertreter auf sich warten ließ, keimte bei vielen Bewohnern der Nordspitze das Gefühl auf, wieder einmal vertröstet zu werden.

Diese Nummer soll vor allem eines: Halbherzigkeit durch Begeisterung ersetzen. Wir glauben, dass die folgenden Seiten sehr überzeugende Argumente liefern.

Nun gilt es also, an den Lichtstreifen am Horizont zu glauben. Es geht darum, mit Entschlossenheit den Bau des Lyzeums voranzutreiben. Wir wissen nicht, ob und in welchem Maße man die verlorene Zeit überhaupt noch aufholen kann. Aber wir sollten alles daran setzen, keine weitere Verzögerung mehr zuzulassen. Möge diese Ausgabe des Cliärrwer Kanton dazu beitragen!

Und wenn das neue Lyzeum am Tag der Eröffnung noch den Namen „Lycée Tony Bourg » tragen würde, so wären wir vom Cliärrwer Kanton gleich doppelt glücklich.