Léon Braconnier

Düstere Wolken an der Nordspitze …

Eigentlich wollten wir dieses Gedankenpuzzle mit einer guten Nachricht beginnen: im Oktober 2012 ist das Gesetzesprojekt zur Clerfer Sekundarschule deponiert worden. Damit ist das Vorhaben ein wesentliches Stück vorangekommen. Wir sind zuversichtlich, dass es im Parlament eine breite Mehrheit erhalten wird. Zugegeben, es hat lange gedauert, fast zu lange, am Ende aber werden die Nörgler und Schwarzmaler in einem gewissen Sinn Unrecht bekommen. Das Lyzeum wird gebaut und wird an den Ufern der Clerve wachsen! Diese Entscheidung ist für die Zukunft des Kantons von richtungsweisender Tragweite: durch das Lyzeum entsprechen die Infrastrukturen des Kantons endlich den Kriterien eines regionalen Entwicklungszentrums. Dennoch, düstere Wolken türmen sich am Horizont…wenn man das insgesamt positive Gutachten des Staatsrates zum Projekt vom 13. November 2012 näher analysiert. Dass der hohe Rat moniert, die Anbindung allein an das Eisenbahnnetz reiche nicht aus, und beizeiten eine Umorganisation des öffentlichen Transportes im Sinne eines optimierten Schülertransports empfiehlt, kann man mit beiden Händen unterschreiben.

Weit beängstigender sind aber die Bedenken, dass der Bau womöglich schon bei der Planung zu klein angesetzt ist.

„Cette capacité d’accueil devrait suffire au vu du potentiel maximal pour la zone d’inscription prioritaire de Clervaux qui est évalué à 703 élèves, toujours dans l’optique que l’offre se limite au cycle inférieur de l’enseignement secondaire et de l’enseignement secondaire technique. Or, l’analyse n’est pas cohérente si on considère que le nombre potentiel d’élèves tous cycles confondus est estimé à 1508 par le plan directeur sectoriel, même s’il s’agit là d’un chiffre maximal absolu, englobant les élèves fréquentant, le cas échéant, d’autres lycées.

En n’étant pas en possession de toutes les informations nécessaires pour se prononcer sur les possibilités d’un élargissement de l’infrastructure scolaire sur le site en question, le Conseil d’Etat se demande si les auteurs ont effectivement opté pour la création d’un lycée se limitant irrévocablement au cycle inférieur de l’enseignement secondaire et de l’enseignement secondaire technique. Dans l’affirmative, il donne à considérer qu’une telle décision continuera à exclure bon nombre d’élèves « d’une offre scolaire à proximité de leur domicile ». Dans cette hypothèse, des raisons évidentes tenant à une administration rationnelle de l’établissement plaident en faveur d’une solution faisant du nouveau lycée une annexe d’un autre établissement scolaire en place en vue de mieux gérer une offre scolaire tous cycles confondus… (N.B. die verschiedenen Passagen sind vom Unterzeichneten unterstrichen worden.)

Im Klartext : sollte die neue Schule von vorneherein auf den unteren Zyklus beschränkt bleiben und eventuell nur als „Annexe“ eines anderen Lyzeums funktionieren, sind wir wohl betrogen worden. Die Schüler der Oberstufe werden dann wiederum „auswandern“ müssen, nicht von der Präsenz einer Schule vor Ort profitieren können. Dieses Szenario scheint nach der Lektüre obiger Zeilen durchaus real, und wäre dies alles gar von langer Hand geplant, könnte man durchaus von einem Skandal sprechen. Wir sind gespannt, wie sich die Region und ihre gewählten Vertreter zur Wehr setzen werden…

Sorgenfalten bereitet auch die Zukunft der Nordstrasse, besonders der zwei-, bez. dreispurigen N7 von Ettelbrück nach Wemperhardt. Wie so oft in Luxemburg ist rechtzeitig versäumt worden, etwas mutiger über den Tellerrand zu schauen, rechtzeitig zu agieren. Das Verkehrsaufkommen ist mittlerweile derart gewachsen, dass an Werktagen, zumindest in den Spitzenstunden, der Kollaps droht. So wird Hosingen tagtäglich zum gefährlichen Nadelöhr, am Kreisverkehr Fridhaff staut es oft kilometerlang. Spezialtransporte aller Art und auch landwirtschaftliche Fahrzeuge sorgen für endlose 40 km/h Fahrten. In Fahrtrichtung Luxemburg kann man z.B. von der Kreuzung nach Dorscheid (einige km vor Hosingen) bis hinter Hoscheid-Dickt kaum überholen, schon gar nicht wenn man nicht unmittelbar hinter dem Hindernis fährt. Wir alle wissen nur zu gut um die Länge dieser Kilometer. Aber dann kommt nach der leider nur zwei- resp. dreispurigen (wieder zu klein geplant?) Ortsumgehung von Ettelbrück die Autobahn, die zumindest vorübergehend für zügiges Vorankommen sorgt. Dann der Tunnel Gousselerbierg, der auffallend oft, ohne nachvollziehbaren Grund, gesperrt ist. Und nach dem Tunnel, am vorläufigen Ende der Autobahn, wartet wieder ein dicht befahrener Kreisverkehr, wo man logischerweise die Vorfahrt verliert. Nur spärlich gelingt es sich einzufädeln, und dieses Einstottern sorgt regelmässig für einen Rückstau in den am Ende verstopften Tunnel, eine nicht ungefährliche und eigentlich unhaltbare Situation.

Nun ist die Nachricht gefallen, dass der Teil der Nordstrasse, der das Landeszentrum durchquert, mit etwas Glück 2015 frei gegeben wird. Seit dem Entscheid 1997 wird der Bau von etwas über 30 km also 18 Jahre gedauert haben. Das dürfte europaweit Rekord bedeuten, wenn auch im negativen Sinn!

Allerdings ist nicht nur die Lebensader der Nordregion verstopft, sämtliche Zugangsachsen zur Hauptstadt sind es. „Kommt hier aus Frankräich, Belgie, Preisen, mir wellen iech…“, ja was eigentlich? Doch der drohende oder reale Verkehrsinfarkt ist beileibe keine nationale Krankheit, sie bedroht weltweit fast sämtliche Ballungsgebiete. Ganz klar, da ist ja dann noch der öffentliche Transport, auf dem viele Hoffnungen ruhen. Leider ist die Realität, zumindest in Luxemburg, doch etwas zwiespältig.

Beispiel: auf einen geöffneten Wartesaal an den Bahnhöfen Ulflingen und Clerf zu stossen ist reine Glückssache. Den Wartesaal im Bahnhof Clerf, übrigens gleichzeitig Schalterraum, sollte man sich einmal in Ruhe ansehen. Naja, zumindest kann er herhalten als Beispiel, wie es nicht sein sollte. An Lieblosigkeit kaum zu übertreffen, aber zumindest geheizt, kommt der Raum so nahe an eine Karikatur liebloser Hässlichkeit heran, dass man dann wieder geneigt ist, ihm eine gewisse zeitlose Schönheit anzudichten. Mit dem immer wieder beschworenen und gut gemeinten Appel zum öffentlichen Transport ist es nicht getan. Manche Infrastrukturen sind derart herunterkommen, dass man sich eigentlich wundern muss.

Es kann, so gesehen, eigentlich nur noch besser werden. Mit dieser halbwegs optimistischen Aussage mögen denn auch diese Zeilen schliessen in einer Zeit, wo gute Wünsche wohl mehr denn je sinnvoll sind. Das ganze Team vom Cliärrwer Kanton wünscht Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und alles erdenklich Gute für 2013. Bleiben Sie uns gewogen!