Léon Braconnier

Willkommen zurück, Family of Man!

Edward Steichens historische Sammlung in einer zeitgenössischen Perspektive…

…zurück in den renovierten Mauern des alten Schloßes zu Clerf, und dies bevor die folgende Nummer des Cliärrwer Kanton erscheint!

Den 5. Juli 2013 werden wir als großen Tag in unsere Tagebücher eintragen: im Beisein zahlreicher Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben, Mitgliedern der Familie Steichen und Journalisten aus aller Welt werden wir die Wiedergeburt der Family of Man feiern. Lange, zu lange für manche, haben wir diesen Moment herbeigesehnt. An dieser Stelle sei an die Eckdaten der größten und wohl bedeutendsten Fotoausstellung aller Zeiten erinnert:

  • Ab 1951, ausgehend von zwei Millionen eingeschickter Fotos, wählten Edward Steichen und sein Assistent Wayne Miller für das Museum of Modern Art (MoMA) in New York zunächst zehntausend Aufnahmen aus. Schließlich wurden 503 Bilder von 273 Fotografen aus 68 Ländern zurückbehalten, darunter Aufnahmen von Henri Cartier-Bresson, Robert Capa, Dorothea Lange, Robert Doisneau, August Sander, Alfred Eisenstaedt, Ansel Adamas, aber auch von unbekannten Amateuren. Zum ersten Mal im Jahr 1955 vorgestellt, kannte die Ausstellung mit ihren (besonders für damalige Verhältnisse) außergewöhnlichen Formaten einen Riesenerfolg. Als Manifest für den Frieden und die Gleichheit der Menschen wurde die FOM als Wanderausstellung zwischen 1955 und 1962 weltweit von mehr als 10 Millionen Menschen gesehen. Die Family of Man ist eine Legende: nie zuvor hatte ein Kurator derart viele Bilder gesammelt, die ein so gewaltiges Publikum beeindrucken konnten!
  • Wikipedia beschreibt die Grundidee der Family of Man mit folgenden Worten: « Nach den Erfahrungen des Krieges sollte sie helfen, eine bessere Welt zu schaffen und das Verständnis zwischen den Menschen zu fördern. Die Fotografie sollte dabei als universelle Sprache dienen, die alle Menschen verstehen. Die Ausstellung sollte zeigen, dass alle Menschen gleich sind. Dass jeder Mensch gleich welcher Klasse, Rasse, Kultur, welchen Alters oder Geschlechts Würde besitzt und alle Menschen eine gemeinsame Natur haben. Die Kraft der Liebe und Mitmenschlichkeit sollte Hass, Gewalt und Zerstörung überwinden. »
  • 1964 – 1966: die US Regierung schenkt Luxemburg die letzte Version der Ausstellung. Edward Steichen besucht sein Heimatland und äußert den Wunsch, sein Werk möge eine permanente Bleibe im Clerfer Schloss finden.
  • Zwischen 1974 und 1989 war ein Teil der Werke im Schloss ausgestellt, bevor Anfang der 90er Jahre die Bilder komplett restauriert wurden und ein würdiger Rahmen hergerichtet wurde. 1994 dann staunte das alte Schloss nicht schlecht über die feierliche Eröffnung der kompletten Family of Man.
  • Absoluter Höhepunkt 2003: die Family of Man erfährt von der Ehre, im Unesco Register « Mémoire du Monde » aufgenommen zu werden!
  • Dann, im September 2010, vorläufige Schließung der Ausstellung. Die Räumlichkeiten werden umgebaut, die Bilder erneut restauriert.

Nun sind wir alle gespannt und freuen uns auf eine komplett neu gestaltete Ausstellung. Die Neuerungen haben es in sich:

  • Unter der Regie des « Service des Sites et Monuments » erfolgt die Restaurierung der Säle unter zeitgenössischen Gesichtspunkten im Sinne einer modernen Museographie und aktueller Sicherheitsaspekte, wobei der Rundgang noch näher an das Original im MoMA herankommt.
  • Ob der Zugang über Treppenhaus oder Lift erfolgt, der Empfang der Besucher findet nun unmittelbar am Ausgangspunkt der Ausstellung statt.
  • Wie zuvor verteilt sich die Ausstellung auf zwei Stockwerken des ehrwürdigen Gebäudes. Allerdings ist eine Erweiterung erfolgt: der Speicher über dem « Musée des Maquettes » dient als Bibliothek bez. als Dokumentationszentrum.
  • Ein zusätzlicher Lift vereinfacht Personen mit eingeschränkter Mobilität die Besichtigung.
  • Unter Berücksichtigung der historischen Bausubstanz ist das Gebäude völlig « entkernt » worden, zum Teil mit neuen, eigens für das Konservieren der kostbaren Fotografien geeigneten Materialien, im einzelnen:
    • Dreifachverglasung mit einer Spezialfolie, die 30% der UV-Strahlung blockiert.
    • Neue Isolation auf Basis von Ton (Feuchtigkeitsregulierung).
    • Vollständig neue Klimatechnik, Ventilation und reversible Bodenheizung.
    • Erneuerter Bodenbelag, neue Ausstellungswände, zeitgemäße Beleuchtung usw.
  • Möglichkeit einer interaktiven Führung (Multimedia Guide oder ipad mini): der Besucher soll einen nachhaltigen Eindruck mit nach Hause nehmen.

Wir sind sicher, dass sich die neue Family of Man schnell zu einer Hauptattraktion entwickeln wird, nicht nur in der Nordregion, sondern landesweit. Dass sich die Verantwortlichen des immensen Wertes dieses Unesco-Schatzes bewusst sind, zeigt der finanzielle Aufwand, den das Kulturministerium und das CNA in dieses Projekt investiert hat. Ihnen unseren aufrichtigen Dank! Nun freuen wir uns auf den 5. Juli 2013 und auf die Zeit danach…

 

Der Autor bedankt sich beim CNA, im besonderen bei Anke Reitz, Anne-Laure Letellier und Jean Back für die zur Verfügung gestellten Informationen