André Bauler
Eine Europaschule für Klerf
2017 neigt sich dem Ende zu. Alles in allem war es ein zufriedenstellendes Jahr für den Kanton Klerf. Der Neubau des Lyzeums (LESC) schreitet wie geplant gut voran und man kann definitiv davon ausgehen, dass die nördlichste Sekundarschule des Landes pünktlich zum 15. September 2018 ihre Türen öffnet.
Seit der Grundsteinlegung im Mai 2015 wird zielstrebig an den neuen Gebäuden gearbeitet. Den Architekten und Bauleuten gilt unsere Anerkennung für ihre Leistung und ihre Zuverlässigkeit.
Pädagogisches Konzept im Cube 521 vorgestellt
Über den Bau hinaus wird aber auch tatkräftig am pädagogischen Konzept gearbeitet. Es war deshalb sinnvoll, dass im vergangenen September auf Initiative unserer Vereinigung ein Informationsabend im Cube 521 in Zusammenarbeit mit der Direktion des Lyzeums stattfand, der auf reges Interesse stieß und etliche Fragen aus dem Publikum zuließ.
Sinn und Zweck war es nämlich, im Gespräch mit den Verantwortlichen des Lyzeums und in Gegenwart des Ministers, die wichtigsten Eckpunkte der LESC darzustellen und zu erklären. Bei dieser Gelegenheit bekamen die anwesenden Zuhörer auch Informationen zur geplanten Europaschule in Klerf.
Im zukünftigen Lyzeum wird in der Tat, neben dem luxemburgischen Sekundarwesen, auch eine Europaschule unter dem Namen „Ecole européenne (agréée) Edward Steichen” geschaffen. Diese hat die Aufgabe, Schüler unterschiedlicher Herkunft zu unterrichten.
Offizielle Anerkennung in der ganzen EU
Die „Ecoles européennes agréées” bieten eine Ausbildung an, die den pädagogischen Anforderungen entspricht, welche für die traditionellen Europaschulen gelten; dies im Rahmen der nationalen Schulsysteme der Mitgliedstaaten und außerhalb des institutionellen Rahmens, dem die klassischen Europaschulen unterworfen sind.
Seit 2005 haben die Europaschulen auf Anraten des EU-Parlaments sowohl ihre Curricula als auch das europäische „Baccalauréat » für nationale Schulen geöffnet.
Das „Baccalauréat européen » ist offiziell anerkannt als ein Diplom, das den Zugang zu weiterführenden Studien in allen Ländern der EU und in vielen außereuropäischen Staaten erlaubt. Die Titelträger eines „Baccalauréat européen” genießen in ihren jeweiligen Heimatländern dieselben Rechte und Vorteile als alle anderen Diplomierten eines nationalen Abiturs — wohlgemerkt bei gleicher Qualifizierung.
Erste Europaschule außerhalb der Hauptstadt
Die Curricula und Programme sind aufeinander abgestimmt und werden regelmäßig von internationalen Expertengruppen angepasst. Die Koexistenz des Lyzeums und der Europaschule in derselben Sekundarschule erlaubt es den Schülern, von beiden schulischen Angeboten zu profitieren. Zwischen beiden Schulsystemen sind Übergänge möglich.
Bis jetzt gab es außerhalb der Hauptstadt kein europäisches oder internationales Schulangebot. Ein solches ist jedoch ein wichtiger Faktor im Entscheidungsprozess einer Firma, eines ausländischen Investors oder wissenschaftlicher Experten, die sich in einer bestimmten Region niederlassen wollen.
„Baccalauréat” steht allen Schülern offen
Das schulische Angebot in einer Europaschule sieht unter anderem sieben Jahre „Enseignement secondaire européen” vor.
In Klerf wird das schulische Angebot ab dem Schuljahr 2018/2019 bilingual gestaltet: eine deutsch- und eine französischsprachige Sektion. Sollten die Bedürfnisse es erfordern, kann auch noch eine englischsprachige Sektion hinzukommen.
Beim europäischen „ Baccalauréat” handelt es sich um eine öffentliche Schule, die alle Schüler aufnimmt und in der keine Gebühren gezahlt werden müssen.
Ein interessantes Angebot, besonders für Schüler des Öslings und der « Nordstad ».
Digitales, Handschriftliches und Kreativität
Dass das neue Lyzeum einen besonderen Wert auf die Digitalisierung legt ist richtig und wichtig. Dabei darf jedoch nicht übersehen werden, dass wir bei jungen Menschen immer wieder grundsätzliche Eigenschaften unterstützen müssen: dazu gehört zum Beispiel die Entwicklung der Feinmotorik. Wer mit der Hand schreibt, das bestätigen wissenschaftliche Studien, festigt sein sprachliches und mathematisches Grundwissen, ohne das man auch im numerischen Zeitalter nicht auskommt.
Digitalisierung, ja, aber nicht ohne die Festigung von so genannten « Essentials », also von fundamentalen Kompetenzen. Digitalisierung ja, aber nicht ohne die Förderung von Kreativität und selbständigem Denken und Handeln.
Der Informationsabend im Cube 521 zeigte, dass den Verantwortlichen des LESC diese Erkenntnis durchaus bewusst zu sein scheint, was uns natürlich sehr beruhigt.
Alles Gute für 2018 !
Abschließend möchte ich im Namen des Redaktionskomitees unseren treuen Lesern ein frohes Weihnachtsfest wünschen sowie ein glückliches neues Jahr 2018.
Ein Jahr voller Tatendrang und Schaffenskraft; ein Jahr, das ihnen allen Zufriedenheit bringe und ihre Gesundheit bewahre!