Léon Braconnier
De Kanton Cliärref, e schéint Stéck Lëtzebuerg
Zu einem außergewöhnlichen Ereignis lädt unsere Vereinigung vom 23. Juni bis zum 22. Juli 1990 ein.
Seit über einem Jahr laufen die Vorbereitungen zu einer Ausstellung, welche einer Idee von Professor Tony Bourg zufolge ursprünglich für den 10. Geburtstag unseres « Cliärrwer Kanton » geplant war. Anfängliche Schwierigkeiten, wie Bedenken über die Zahl der Mitarbeiter, waren ob der Begeisterung, auf welche das Projekt stieß, schnell aus dem Weg geräumt. Die Räumlichkeiten des Clerfer Schlosses sollten sich rapide als zu klein erweisen, da in der Zwischenzeit um die 30 verschiedene Themen vorgestellt werden. Aus unserem Vorhaben ist ein
REGIONALES UNTERNEHMEN
geworden, welches eine Menge Teilnehmer im gesamten Kanton gefunden hat. Mittlerweile ist eine Ausstellungsfläche von 1.400 qm vorgesehen und wir möchten den Verantwortlichen der « Setzgromperegenossenschaft » für ihr freundliches Entgegenkommen danken. Erst mit dem Bereitstellen ihrer Halle konnte unsere Ausstellung ein ideales Zuhause finden.
Ein achtköpfiges Organisationskomitee leitet die Vorbereitungsarbeiten. Allerdings mußte auf die Mithilfe einer spezialisierten Firma zurückgegriffen werden, da ohne das nötige Know-how auch mit dem besten Willen das Konzipieren und das Bereitstellen vom technischen Material (Beleuchtung, Vitrinen, Sockel, Graphiken, Titel usw) ein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre.
Die Kosten des Projektes werden augenblicklich auf über 2,5 Millionen geschätzt. Bitten um Finanzierungshilfen wurden an das Kulturministerium, an den Fonds Culturel National, an die Gemeinden und Banken des Kantons gerichtet. Verschiedene Antworten stehen zur Zeit (Ende März) noch aus.
Folgende Themen werden in der Ausstellung behandelt:
- Abtei Clerf
- Archäologie
- Ardennenoffensive
- Architektur
- Bienenzucht
- Dekanat Clerf
- Demographie
- Fauna und Flora
- Feuerwehr
- Forstverwaltung
- Golfprojekt
- Kinder des Kantons
- Klöppelkrieg
- Landwirtschaft
- Literatur
- Luftaufnahmen
- Malerei
- Museum in Binsfeld
- Musik und Gesang
- Philatelie
- Schloß Clerf
- Scouten
- Sport
- Syndicat des producteurs de plants de pomme de terre
- Syndicat Intercommunal pour la promotion du canton de Clervaux
- Tourismus
- Vereinigung DE CLIÄRRWER KANTON
Ein Rahmenprogramm mit Diskussionen, Vorführungen, Konzerten usw ist neben der eigentlichen Ausstellung vorgesehen.
So wird die Ausstellung Zeugnis abgeben von dem kulturellen und geschichtlichen Reichtum unserer Gegend, von den Menschen, ihrer Arbeit und ihrer Freizeit, von den Schönheiten der Natur, von der Evolution unserer Ortschaften, von der Kreativität und dem Blick in die Zukunft. Und dann soll « DE KANTON CLIÄRREF, E SCHEINT STECK LETZEBUERG » vielleicht auch aufmerksam machen auf ein teilweise ungenutztes Potential, soll Anregung zum Diskutieren, zum Nachdenken, zum Mitmachen sein. Denn nachdenklich wird man beispielsweise beim Betrachten der Graphiken, welche die Entwicklung der Bevölkerung in unseren Dörfern nur allzu anschaulich verdeutlichen. Dieser Niedergang entlarvt alle Schönfärberei und Erfolgsmeldungen als Beschwichtigungsversuche.
Unser Projekt fügt sich übrigens nahtlos in die angekündigten Bemühungen der Regierung ein, den ländlichen Raum zu revalorisieren. Und gelänge es unserer Ausstellung, das Leben auf dem Lande in ein anderes Licht zu stellen, das Leben auf dem Lande als interessante und gar vorteilhafte Alternative darzustellen, den Verantwortlichen der Ökonomie und der Politik ein anderes,
SCHÖNES STÜCK LUXEMBURG
zu präsentieren, so wäre unser Einsatz die Mühe wert gewesen, und die finanzielle Hilfe unserer Spender gut angelegt.
An dieser Stelle sei mir gestattet, allen Personen, welche in irgendeiner Weise das Projekt unterstützt haben, meinen aufrichtigen Dank auszusprechen. Das solidarische Mitanpacken am Realisieren dieser Idee war für alle Beteiligten der Beweis, daß im Kanton Clerf das Bewußtsein des Zusammenhaltens, der Zusammenarbeit seinen Weg macht. Dieses
ZUSAMMENHALTEN
ist allerdings für die Zukunft unserer Gegend von entscheidender Bedeutung. Festhalten oder Rückfall in kleinkarierte und engstirnige Profilneurose, Mißtrauen oder Neid wären in der Tat das Ende für eine Gegend, deren Gratwanderung zwischen Hoffnung und Resignation auch in der nächsten Zeit noch andauern wird.
Unsere Ausstellung möge nicht nur den gewünschten Publikumserfolg verzeichnen, sie soll Symbol sein für einen Neubeginn, für den es vielleicht noch nicht zu spät ist.