Léon Braconnier

Clerf, ein Zentrum des gregorianischen Gesanges!

« Überwältigender Erfolg für die fünften « Journées du chant grégorien » in Clerf…, gregorianischer Gesang lebt und bleibt aktuell, » so Armand Thill im Luxemburger Wortvom31.10.2001.

In der Tat, als am vergangenen 28. Oktober die letzten Noten der « Schola Hungarica » aus Budapest in den Herbsthimmel aufstiegen, waren sich alle einig: die dies-jährige Ausgabe war ein Höhepunkt in der fünfjährigen Erfolgsgeschichte der « Journées du Chant Grégorien ». Für jedermann sichtbar, der

beeindruckende Publikumserfolg.

Seit Beginn im Jahr 1997 war bei allen Konzerten die Abteikirche gerammelt voll. Dieses Jahr aber, besonders beim Abschlusskonzert, mussten viele Besucher mit einem Stehplatz vorlieb nehmen. Und das, obwohl die Clerfer Gemeinde 150 zusätzliche Stühle geliefert hatte und die Mönche wohl jeden Stuhl der Abtei bereitstell-ten. Nächstes Jahr werden wir allerdings mit Hilfe der Gemeinde für zusätzliche Sitzplätze sorgen. Dann wer-den auch die Infrastrukturarbeiten in der Umgebung der Abtei abgeschlossen sein und einen besseren Ablauf des Verkehrs gewähren. Der Erfolg, um den manche uns beneiden, hat viele Gründe. Ganz sicher spielt die

Qualität des Angebotes

eine wichtige Rolle. Neben der ausgezeichneten Schola der Clerfer Mönche, die jedes Jahr zum Programm gehört, haben wir in der Vergangenheit Spitzenchöre aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Litauen, und nun aus Italien und Ungarn eingeladen. Ob Männerchöre, Frauenchöre, gemischte Sängergruppen, alle hatten eines gemeinsam: ein langjähriges Auseinandersetzen mit dem gregorianischen Gesang. Und das nicht nur in musikali-scher Hinsicht. Fundiertes Wissen, theoretische Recherchen gehören zum Pflichtprogramm. So mancher Leiter, so manche Leiterin der Chöre gehören zum klei-nen Kreis international anerkannter Spezialisten. Wer als Laie die

Konferenzen des Abtes von Clerf

miterleben durfte, weiß etliches aus der Geschichte die-ses alten europäischen Kulturgutes, weiß um die Komplexität der Manuskripte, um den grenzenlosen Reichtum dieser scheinbar so einfachen Gesänge. Auch hier gilt, mehr Wissen bereichert, erlaubt tiefere Einblicke, lässt Zusammenhänge erkennen. Klar, der Zeitpunkt der Konferenzen ist für viele Interessenten ungünstig. Ein Grund, weshalb den Abonnenten des Cliärrwer Kanton alle bisherigen Konferenzen in den jeweiligen Dezembernummern nachgereicht wurden. Nach 5 Jahren schon ein stattliches Kapitel! Im übrigen sind die einleitenden Worte des Clerfer Abtes, Dom Michel Jorrot, vor jedem Konzert, inzwischen zu einem festen Teil unseres Programms geworden. Besonders in diesen bewegten Zeiten nahmen viele Menschen die wohltuenden Ansprachen des Abtes dankbar auf. Besonders erfreulich war dieses Jahr auch unser

gregorianisches Seminar,

dessen Erfolg an die allererste Ausgabe anknüpfen konn-te. Die große Nachfrage konnte nicht befriedigt Werden, bei 24 Teilnehmern war Schluss. Alle « Gregorianikschüler(innen) » waren am Ende voll des Lobes. Empfang, Unterbringung, Atmosphäre, vor allem aber die Kompetenz der Lehrmeister Dom Jacques Prudhomme und Carlo Hommel, hatten begeistert. Klar ist, der gregorianische Gesang hat am Anfang des dritten Jahrtausends nichts von seiner faszinierenden Anziehungskraft verloren. Während den Konzerten herrscht eine respektvolle und andächtige Stille.

In diesem ganzen Umfeld sollte man vielleicht auf die

exzellente Zusammenarbeit mit der Abtei

hinweisen. Sicher ist, die « Journées du Chant Grégorien » stehen und fallen mit der Benediktinerabtei. Die freundliche und zuvorkommende Art, mit der Dom Michel Jorrot und die ganze Gemeinschaft uns unterstützen, zeigt in welchem Maße die Clerfer Mönche die Initiative schät-zen. An den meisten Tagen des Jahres ist das Kloster ein Haus der Stille und des Gebetes. Aber wohlwollend neh-men die Mönche den ganzen Aufruhr einiger Oktobertage in Kauf. Manche Veranstalter fragen sich, wieso an die-sen Oktobertagen so viele Menschen nach Clerf strömen. Ja, die Qualität des Angebotes, die Schönheit des herbstlichen Öslings, die Liebe zum gregorianischen Gesang, sicher. Aber ohne die geistige und kulturelle Ausstrahlung der Clerfer Abtei hätten unsere gregoriani-schen Tage nicht jenen Glanz, der uns so tief bewegt.

Zum Schluss, und das soll beileibe kein Selbstlob sein, möchten wir die

Begeisterung und Dankbarkeit der Chöre

erwähnen, die bei uns zu Gast sind. Begeisterung über die Anmut und Erhabenheit unserer Landschaften, über die Schönheit der Dörfer, über die Stille der Gegend. Wie schon mehrmals erwähnt, übt unsere Heimat auf viele Besucher eine seltsame Faszination aus. Die Abtei hingegen erweckt eine bewundernde Ehrfurcht. Alle Chöre haben es bisher als außergewöhnliche Ehre em-pfunden, in der Clerfer Abtei aufzutreten. Und eine große Dankbarkeit der Sänger(innen) schlägt uns entge-gen ob des freundlichen Empfanges, der guten Unterkunft (ein herzliches Dankeschön nach Fünfbrunnen!), des gepflegten Besucherprogramms. Großen Anteil an dieser guten Note hat der « Animateur Culturel » des Kulturministeriums, Luc Braconnier. Stellvertretend für die Eindrücke der Chöre die E-Mail von Professor László Dobszay (aus dem Englischen übersetzt):

Sehr geehrter Herr Braconnier,

Nach einer sicheren Rückreise nach Budapest möchte ich mich im Namen der Schola Hungarica vielmals bedan-ken für die Einladung, für Ihre Freundlichkeit und Gastfreundschaft, für Ihre persönliche Sorge, dass alles so perfekt vonstatten ging. Die Reise hat uns alle sehr erfreut und Luxemburg war eine große Überraschung. Vorher wussten wir nur sehr wenig über ihr schönes Land. Ich hatte keine Ahnung von dieser charmanten Landschaft, diesen liebevollen Städten und Dörfern, von den netten Menschen und dieser geistigen Atmosphäre, die in meiner Erfahrung einzigartig ist. Dieser Besuch war im laufenden Jahr das allerschönste Geschenk und wir alle wären glücklich, wenn unser Konzert Ihnen etwas Bleibendes hinterlassen würde.

Vielleicht sind diese lieben und ermutigenden Sätze ein passendes Schlusswort.

Die Abtei, das Städtchen zu ihren Füßen und die ganze Gegend aber scheinen in einem gewissen Sinne, und natürlich im Maßstab eines kleinen Landes, zu einem anerkannten Zentrum des gregorianischen Gesangs zu werden. Und das ist beileibe keine unwichtige Feststellung.

Für den Cliärrwer Kanton geht in diesen Tagen ein arbeitsreiches Jahr zu Ende. In der Hoffnung, Ihnen mit unserer Zeitschrift und unseren kulturellen Initiativen einige Freude gemacht zu haben, schicken wir Ihnen von Herzen die besten Wünsche für ein frohes Weihnachten und ein glückliches neues Jahr, wo auch immer sie zu Hause sind.