Léon Braconnier

Die Katze ist aus dem Sack! In den nächsten Jahren wird nichts aus dem Lyzeum…

In den nächsten Jahren wird nichts aus dem Lyzeum…

Fast 5 Jahre sind ins Land gezogen, man schrieb den 14. Juni 2001, da wurde im Parlament eine Motion von « Déi Gréng » einstimmig (!) angenommen. Diese Motion hatte es in sich: sie forderte die Regierung auf, Studien über den Bau eines Lyzeums im Kanton Clerf zu erstellen.

Mit Bedacht agieren ist gelegentlich ein Zeichen von Weisheit. Im Falle des Lyzeums an der Nordspitze ist die Weisheit des Staates bemerkenswert.

Viele Male wurde auf diesen Seiten eine Lanze für das neue Lyzeum gebrochen, das in Jean Jaans, André Bauler und anderen kompetente und engagierte Anwälte hatte. Seit Jahren wird auf der Generalversammlung unserer Vereinigung für das Lyzeum plädiert. Immer herrschte Einigkeit. Kein Politiker hat unseres Wissens jemals Zweifel an der Berechtigung der Forderung geäußert. Das einstimmige Votum im Parlament 2001 spricht ja eine klare Sprache.

Allerdings, trotz aufmunternder Parolen und Zeichen der Sympathie hatte man seit 2001 den Eindruck, da ist irgendwo der Wurm drin. Ob es hinter den Kulissen eine reelle Bewegung gab, darüber herrschte Jahre lang Unklarheit. Auch wir waren auf Gerüchte und Spekulationen angewiesen. Auf vielverprechende Zusagen folgte in der Regel wenig Messbares.

Zuerst braucht man die prinzipielle Entscheidung, das Lyzeum im Kanton Clerf zu errichten. Klar. Doch diese prinzipielle Entscheidung stand und steht aus. Wir wissen nicht, inwiefern sie gewollt oder gar gewünscht war, die animierte Diskussion um den Standort der neuen Schule hatte in Wirklichkeit immer nur eine zweitrangige Bedeutung. Denn an Hand von präzise definierten Kriterien und landesplanerischen Erwägungen müsste es eigentlich möglich sei, sich für einen Standort zu entscheiden. So sind viele Frühlinge vergangen. Manche haben diese Zeit genutzt, um regelmässig Öl in das entfachte Feuer zu gießen. Der Unterzeichnete hat sich Gespräche anhören müssen, in denen mittelprächtig über den « Streit » im hohen Ösling gelacht wurde.

Das Lyzeum ist ein bedeutendes Projekt, es wird die ganze Gegend nachhaltig verändern und aufwerten. Das Hinauszögern der prinzipiellen Entscheidung, auch der Entscheidung über den Standort, ist unerträglich, fast maliziös.

Der Staat, schrieb René Maertz, ist ein langsames Schiff. Es agiert nicht, es reagiert. Wie es scheint, ist diese Reaktion noch langsamer, wenn es sich um den Norden handelt. Wer sich die Liste der vorgesehenen Infrastrukturarbeiten ansieht, die der Staat von 2005-2009 programmiert hat, muss schon lange stöbern, um ein Projekt im Kanton Clerf zu entdecken. All das bestätigt den Verdacht, dass die Anstrengungen, in unserem Land das Ungleichgewicht abzubauen, immer noch zaghafter Natur sind.

Sicher, wir haben die rezente Zusage der Straßenbauverwaltung, das Dossier Anbindung der regionalen Industriezonen an die Hauptverbindungswege voranzutreiben, notiert. Auch der Bau des Kultursaales in Marnach ist eine feine Sache. Viele lokale und regionale Aktivitäten verdienen Anerkennung. Konzerte, Theatervorstellungen, breitgefächerte Aktivitäten in Schulen, Sportvereinen und Musikgesellschaften zeugen von gestalterischer Vitalität. Im Naturpark Our spiegelt sich das ganze Potential einer schönen Natur wieder. Mag sein, dass verschiedene neue Wege in Landwirtschaft und Tourismus noch etwas steinig sind. Auch aus vielen kleinen Schritten wird nicht immer ein Triumphzug. Indes haben weder das Neue, noch das Bewährte einen Anspruch auf alleinige Wahrheit.

Wir alle müssen uns tagtäglich Herausforderungen stellen, mitdenken, mitplanen, mitarbeiten. Mitdiskutieren. Dazu gehört aber auch, dass der Staat die notwendigen Voraussetzungen schafft. Eine Sekundarschule im Kanton Clerf ist unabdingbar.

Wie gesagt, lange herrschte Unklarheit. Wenn man allerdings den Artikel von Freund Jean Jaans (Seite 3-7) gelesen hat, bleibt nichts als Verbitterung. Dabei hat der luxemburger Staat in der Vergangenheit durchaus bewiesen, dass weitsichtiges Planen gute Ernten einfährt. In unserem Fall haben sich optimistische Einschätzungen aber als Trugbilder entpuppt. Einmal mehr, so schient es, wurde die Bevölkerung mit (zugegeben) vagen Versprechen in der Vorwahlzeit besänftigt. Nun aber ist es amtlich: es wird weiter gezögert und laviert. Der « Plan directeur sectoriel Lycées » redet Klartext.

Die Katze ist aus dem Sack. In den nächsten Jahren wird nichts aus dem Lyzeum.

Wenn es darum geht, in die Zukunft der Nordspitze zu investieren, geht das große Zaudern los. Wieder heißt es: « Mal sehen. Vielleicht 2011. » Die im Leitplan angeführten Argumente sind in dem Sinne schwer verständlich, als von einer « faiblesse démographico-scolaire en terme absolu » die Rede ist. Seltsam, ja erstaunlich, dass die Mehrzahl der in den Entscheidungsprozess einbezogenen Statistiken aus dem Jahr 2001 stammt. Dieses Zahlenmaterial ist natürlich längst von der Entwicklung überholt!

In einer ebenso sympathischen wie scharfsinnigen Aktion haben « Déi Gréng » am 21. Januar 2006 den symbolischen Grundstein für das Lyzeum in der Kantonalhauptstadt gelegt. In einigen Jahren wird die Zahl der Sekundarschüler im Kanton Clerf 1.500 überschreiten. Eines Tages wird man sich dann mit Sicherheit nicht am Bau eines Lyzeums vorbeimogeln können. Und bei der Einweihung, mit etwas Glück gerade noch vor 2020, wird dann fröhlich verkündet werden, welch ein Freudentag es für den Kanton sei.

An dieser Stelle wurde schon einmal festgestellt, dass so oder so das Lyzeum zu spät kommen wird. Nun ist klar, es wird viel zu spät kommen.

Die Hoffnung, die neues Leben verhieß, hatte im sektoriellen Leitplan « Lycées » keine Chance. Sie ist im Keim erstickt worden. Und eine neue Befruchtung ist, wenn überhaupt, nicht vor 2011 vorgesehen. Und dann, ja dann werden wir mal sehen.